Lektionstexte

Lektion 1

Wo bleibt sie denn?

 

Die Sonne brennt, es herrscht Stille; das Haus liegt unter der Sonne.
Sogar der Hund schweigt, der Esel schreit noch nicht.
Quintus steht da und wartet.
Wo ist Flavia?
Warum kommt sie nicht? Warum zögert sie zu kommen?
Es gefällt ihm nicht zu stehen und zu warten,
es gefällt ihm nicht ohne (seine) Freundin zu sein,
es gefällt ihm nicht ohne (seine) Freundin im Haus,
die Sonne gefällt ihm nicht,
die Stille gefällt ihm nicht.
Plötzlich bellt der Hund, und auch der Esel schreit.
Was ist? Schau! Wer kommt?

 

Lektion 2

Überraschung

 

Da kommt Flavia - aber nicht allein.
Sogar M.Flavius Lepidus und Caecilia (seine) Frau kommen,
Syrus der Sklave und auch Galla die Sklavin und andere Sklaven und Sklavinnen kommen.
Sogar Marcus und Aulus, Flavias Brüder, sind da.
Die ganze Familie erscheint.
Alle freuen sich, lachen, schreien.
Marcus und Aulus kommen näher und grüssen schon von weitem: "Sei gegrüsst, Quintus!"
Darauf (sagt) Quintus: "Seid gegrüsst, Freunde!"
Warum beeilt sich Flavia nicht? Was fürchtet sie?
Nun erscheint auch Flavie und Quintus (sagt): "Sei gegrüsst, Flavia!"
Was bringt sie mit? Bestimmt sind es Geschenke.
Quintus lacht, denn es sind Zuckerplätzchen.
Darauf (sagen) Aulus und Marcus: "Schau! Das andere Geschenk. Es sind ... Frösche."
Die ganze Familie lacht und Quintus (sagt): "Sogar den Fröschen gefällt es."
Plötzlich erscheint von weitem ein Pferd.

 

Lektion 3

Ein Befehl des Kaisers

 

Ein Pferd kommt näher, schnaubt, steht; der Reiter grüsst.
Sofort fragt Quintus: "Was ist? Woher kommst du? Was bringst du mit?"
Der Reiter antwortet: "Ich bin ein Bote.
Ich komme aus der Stadt und bringe eine Botschaft.
Wo ist M.Flavius Lepidus?
Er muss sofort nach Rom eilen."
Nun Flavius Lepidus: "Ich bin M.Flavius Lepidus.
Was höre ich da? Warum muss ich nach Rom eilen?"
Darauf der Bote: "Kaiser Hadrianus erwartet dich."
Flavius steht da und staunt. Darauf: "Was befiehlt er?"
Der Bote: "Du bist nun Verwalter
und musst auf die Insel Kreta segeln."
Flavius Lepidus: "Ich freue mich sehr.
Denn mir gefällt es die Provinz zu verwalten."
Darauf Caecilia: "Ich fürchte die Gefahr, Marcus."
Aber Flavius Lepidus: "Ich fürchte keine Gefahr."

Darauf schreit er: "Kreta erwartet mich",
und die Sklaven und Sklavinnen rufen.
"Syrus, Galla, wo seid ihr? Warum kommt ihr nicht?
Warum gehorcht ihr nicht? Warum bereitet ihr nicht den Reisewagen vor?"
Die Sklaven antworten: "Wir sind hier.
Wir gehorchen schon, wir kommen schon, wir bereiten den Reisewagen schon vor."
Nun schreien Marcus und Aulus: "Super!Es gefällt uns sehr nach Kreta zu segeln."
Doch Flavia steht da und schweigt.
Darauf fragt Quintus Freundin: "Was ist, Freundin?"
Nun hält Flavia die tränen nicht mehr zurück.

 

Lektion 4

Ein letztes Mal im Zirkus Maximus

 

Quintus Domitius und Flavia betreten den Circus Maximus.
Dort sitzen bereits viele Menschen; Sie warten schon lange auf die Vorführung.
Schau! Dort sitzt M.Annius der Konsul;
nicht weit entfernt sitzen Flavius der Senator, Flavias Grossvater, und Servilius der Senator, Domitius Freund.
Quintus und Flavia begrüssen die Senatoren.
Darauf kommen Cornelia und Claudia, Flavias Freundinnen, und winken ihnen zu.
Der Kaiser erscheint schon - Caesar Traianus Hadrianus Augustus.
"Sei gegrüsst, Caesar!", begrüsst das Publikum den Kaiser,"Sei gegrüsst, Caesar!"
Darauf schweigen die Menschen und hören den Worten des Kaisers Hadrianus zu.
Nun kommt der Festzug.
F: "Schau die Bilder der Götter!
Dort ist Jupiter, der Kaiser der Menschen und Götter,
dort Iuno, die Königin der Götter."
Q: "Und dort erscheint sogar Venus, die Göttin der Liebe."
Flavia lacht und Quintus freut sich.
Schliesslich erscheinen die Viergespanne;
der Kaiser gibt das Zeichen der Vorführung.
Sofort treten die Wagenlenker der Pferde ein, sofort stürmen die Pferde los.
Was für eine Begeisterung der Reiter! Was für ein Geschrei der Leute!
Was für ein Tobes des Publikums!
Die Menschen sitzen nicht mehr, sondern stehen und schreien.
Die Vorführung macht Spass, der Circus Maximus macht Spass.
Sogar Quintus und Flavia schreien und feuern die Wagenlenker an
und denken nicht an Kreta.

 

 

Lektion 5

Der Juwelendieb

 

Gaius und Lucius sitzen vor der Basilica Julia und warten auf Quintus. Sie spielen, denn den Freunden gefällt es immer zu scherzen. Lucius:" Quintus Ich komme. Warum treten wir nicht in die Basilica? Vater Quintus, der Anwalt des Prozesses, schon spricht er." Dann sehen sie Quintus. Während er sich der Basilica nähert, der liest einen Brief. Gaius:" Sei gegrüßt, Freund! Warum hast du gezögert? Wir müssen uns beeilen." Quintus:" Seid gegrüßt, Freunde! Ich beeile mich schon, aber ich lese einen Brief, ein Brief von Flavia." Endlich treten die Freunde in die Basilica und hören:"... Nacht ist, der Richter, alle schlafen. Jemand dringt in das Haus Rutilii, Semproniae nähert sich dem Schlafzimmer, er tritt ein. Nun nimmt der Mensch die Smaragde und geht weg. Sofort hört Sempronia der Mensch und schreit. Während die Sklaven herbeilaufen, steht Sempronia und gibt die Tränen von sich. Endlich läuft der Hausherr herbei. Dann:" Ich sehe Sulpicium nicht. Wo ist er?´Der Sklave, sie suchen während der Dieb, und auch der Angeklagte in das Zimmer eintreten. Plötzlich schreien sie:, Hier sind die Smaragde!Aber der Angeklagte schläft tief und fest. Sulpicius ist nicht der Dieb, Richter, denn die Diebe, während sie sich in die Flucht geben, sind nicht gewohnt zu schlafen." Die Menschen lachen und der Redner Domitius klatscht Beifall. Aber den Richtern gefallen die Worte des Anwaltes nicht - sie sitzen und schweigen.

 

 

Lektion 6

Auf hoher See

 

Schon lange segeln die Flavier auf hoher See. Flavius ist froh, Aulus und Marcus sind froh, denn vor dem neuen Land halten sie an. Aber die Frau Caecilia ist schon traurig; Es ist ein günstiger Wind und der Kapitän und die Seemänner freuen sich. Bloß Flavia ist traurig, denn der Qunitus denkt. Plötzlich erschien ein großes Schiff in der Ferne. Dann Aulus:" Schau, Marcus! Vater, Mutter, schaut! Ein Schiff nähert sich." Schon der Kapitän ruft und treibt die Seemänner
an:" Hört, Seemänner! Piraten nähern sich. Nehmt die Waffen! Führt die Frauen ins Vorderschiff! Verteidigt das Schiff! Schlägt die Piraten in die Flucht!"
Überall idt geschrei und lärmende Unruhe. Flavia fürchtet sich und auch schon hält sie die Tränen zurück, Caecilia ruft Iuno:" O Königin der Göttinnen! Hör mich! Sei gnädig! Gib uns Hilfe! Wehre die Gefahr ab!" Aber Iuno hört Caecilia nicht. Schon viele Piraten springen auf das Schiff hinüber. Es ist großes Toben.
Die Seemänner kämpfen erbittert aber die Piraten besiegen sie. Andere töten, andere stürzen sich ins Meer, andere führen sie auf die Insel Cyprum weg.

 

Lektion 7

Tod in den Thermen

Quintus geht mit Lucius und Gaius, den Freunden, auf dem Forum spatzieren, aber sie sehen nichts erfreuliches, sie hören nichts neues.
Deshalb fragt Quintus: "Warum eilen wir nicht zu den Thermen? Dort erwartet uns ein großes Vergnügen."
Lucius: "Ich liebe das kaltwasserbad. Fürchtet ihr etwa das kalte Wasser?"
Die Freunde lachen und sie laufen sofort zu den Thermen. Zuerst spielen sie mit einem Ball auf dem Sportplatz. Dann treten sie in das Kaltwasserbad ein, aber sie bleiben nicht lange in dem Wasser, denn es ist sehr kalt. Während sie in den Thermen spatzieren gehen, kommen sie in die Schwitzecke. Dort sitzt Tiberius Balbulus Calvus der Senator mit anderen Senatoren. Mit Vergnügen reibt er sich den Schweis ab. Plötzlich gibt er einen Schrei von sich, er verdreht die Augen. Schon liegt er ohne Bewusstsein da. Während viele Menschen herbeilaufen und schauen, schreit Quintus: "Kommt, Bademeister! Gebt Hilfe! Ruft einen Arzt!"
Sofort laufen sie herbei.
Darauf ein einzelner Bademeister: "Was sehe ich? Hier liegt nicht etwa Tiberius Balbulus Calvus der Senator? Ist er wieder ohne sein bewusstsein?"
Schon läuft der Arzt herbei. Lange schaut er Balbulus an, aber er sagt nicht. Endlich sagt er zu den Bademeistern: " Tragt Balbulus aus der Schitzecke."
Während sie den Senator heraus tragen: "Tiberius Balbulus Calvus der Senator ist tot."

 

Lektion 8

 

Menschenhandel

 

In der ganzen Stadt ist Lärm und Geschrei. Schon beim ersten Tageslicht kommen die Menschen auf dem Marktplatz zusammen, denn sie hoffen auf eine große Vorführung. Deshalb begrüßen sie den Sklavenhändler mit fröhlichem Geschrei. Sofort stellt er Flavia mit anderen auf dem Schaugerüsst zu Verkauf auf. Schließlich ruft er mit großer Stimme:
"Nähert euch, schaut, kauft! Schaut das ist Alexander! Er ist sehr gesund, er ist Fehler frei, er ist kräftig und... ein großer Philosoph.- Gib ein Beispiel deiner Weisheit, Alexander!"
Nun Alexander: "Andere Menschen sind als Hausherr geboren, andere ls Sklaven, wie Astroteles es sagt. Aber auch Sklaven sind Menschen und alle Menschen sind gleich. Deshalb gibt es keinen Unterschied zwischen Sklaven und Hausherren..."
Dann lachen die Menschen sehr und Alexander schweigt.
"Sehr gut, Alexander! Du bist für die Sklavereri geboren. Hier seht ihr Flavia und Galla. Flavia ist gewohnt eine Hausherrin zu sein. Galla ist gewohnt eine Sklavin zu sein. Errinert ihr euch an Alexabders Worte? Es gibt keinen Unterschied zwischen Hausherren und Sklaven. Deshalb erwartet heute die gleiche Sklaverei. Sind sie etwa nicht hübsch?"
Flavia steht da und freut sich nicht über die Worte des Sklavenhändlers. Sie denkt über ihr trauriges Schicksal nach. Sie fürchtet sich sehr. Plötzlich sagt einer von den Menschen:
"Ich nehme beide, aber der Philosoph gefällt (mir) nicht."

 

 

Lektion 9

In der Arena

 

Flavia denkt für sich: "Wie schön ist das Haar, wie schön ist die Herrin! Wie gut geht sie mit den Sklaven um. Sie ist nicht grob, aber angenehm und gut. Auch wenn Aufidius der Herr grob und hartherzig ist, ich führe kein schlechtes Leben. Wie günstig mein Schicksal ist!"
Plötzlich erscheint Titus Aufidius Aridus mit seinem Sohn Publius, ein zehn Jahre alter Junge; sie kommen von den Feldern.
Der Vater schreit: "Heute wollen wir die Gladiatoren anschauen."
Und der Junge sagt: "Komm mit uns, Mutter!"
Zuerst zögert die Frau Maramilla, weil sie die Vorführung der Gladiatoren nicht mag. Endlich gehen die Aufidier von dem Haus weg und suchen das Amphitheater auf. Während sie eintreten, kämpfen schon Gladiatoren,, das Toben der Waffe brennt bereits. Die Menschen treiben die Gladiatoren mit lautem Geschrei an, die einen treiben Kolumbus an, der Sieger vieler Kämpfe, die anderen treiben den Netzkämpfer Pulcher an, er ist ein großer und kräftiger Mann. Schaut! Kolumbus greift den Netzkämpfer mit einem Schwert links an, aber Pulcher verteidigt den Stoß. Da greift Kolumbus den Netzkämpfer rechts an und greift mit harten Worten an. Publius freut sich sehr über den Kampf.
Plötzlich schreit das Volk: "Er ist getroffen! Er ist getroffen!"
Der Netzkämpfer liegt elend in der Arena und wartet auf den Tod. Maronilla erschreckt sich, aber sie schaut nicht mehr hin.
Schließlich hört sie: "Lass ihn laufen!", und sie klatscht dem Sieger Beifall. Während Kolumbus aus der Arena geht, treten neue Gladiatoren ein. Sie stehen da und grüßen.

 

 

 

Lektion 10

 

"Ihr wart Barbaren"

 

Flavia sagt, während sie mit Galla das Abendessen vorbereitet: "Ich bin als Herrin geboren , nicht als Sklavin. In Rom gehorchen mir die Sklaven; nun gehorche ich und ich bemühe mich der Herrin zu gefallen. Ich arbeite nicht in Rom; aber ich gab den Sklaven Arbeiten auf; nun gibt die Hausherrin mir Arbeiten auf", und mit lautter Stimme fügt sie hinzu: "Ich bin ein freies Mädchen. Die Arbeiten sind mir nicht würdig."
Dann sagt Galla: "Was sagst du, Flavia? Weder ich noch die Gallier sind für die Sklaverei geboren. Einst waren wir frei und..."
Flavia sagt: "Ihr wart Barbarische Menschen und durch die Sitten hart."
Galla sagt: "Du irrst dich, Flavia. Die Gallier waren nicht frei von Menschlichkeit. Die Druiden geben dafür ein großes Beispiel. Niemand übertraf sie mit Weisheit. Sie entschieden über alle öfentlichen und privaten Streitigkeiten. Jeder hörte die Druiden."
Flavia: "Aber wie Könige behandelten sie das Volkund pflegten den Göttern Menschen zu opfern. Ist diese Sitte der Menschlichkeit etwa ein Beispiel? Nennst du diese Sitte etwa Menschlich? Die Römer mussten die Sitten der Gallier auf sich nehmen."
Galla antwortet nichts. Sie ist traurig, weil Flavia sich nich für eine Herrin hält und sie denkt nicht ihre Einstellung zu ändern.

 

 

 

 

 

Lektion 11

 

Griechen haben Römer gerettet

 

Q: Woher kommt ihr? Warum seid ihr auch auf der Insel Kreta? Was macht ihr hier?
A: Hör auf zu fragen und hör! Schon näherten wir uns Kreta, als plötzlich Piraten vorgehabt
haben unser Schiff anzugreifen. Obwohl wir uns erbittert verteidigten, haben uns die
Piraten besiegt. Vater uns mich haben sie ins Meer gestürzt.
Q: Was war mit den übrigen? Wer hat dich und deinen Vater gerettet?
A: Das Schicksal der Mutter und Flavia und dem Bruder kenn ich nicht, uns aber haben
die Griechischen Seemänner gerettet.
Q: Beim Herkules! Die Griechen haben die Römer gerettet!
A: So ist es. Aber hör! Schon lange waren wir im Wasser, wir waren schon erschöpft, aber
der Vater zweifelte nicht an unserer Rettung. Und tatsächlich verweigerten die Götter
die Hilfe nicht. Sie schickten uns Bretter, an denen wir uns festklammerten.
Q: hast du dich etwa nicht gefürchtet?
A: Sehr viel gefürchtet, aber mein Schicksal war günstig: Ein Griechisches Schiff erschien.
Die Griechen zogen uns aus dem Wasser und sie haben uns nach Mile gebracht. Dort
boten sie uns Hilfe an mit großer Menschlichkeit. Bei dem Gastgeber Appolinus blieben
wir...
Q: Habt ihr etwa nicht nach Flavia und Markus und Cäcilia gesucht?
A: Überall haben wir gesucht, viele fragten wir, aber wir hörten nichts. Endlich sagte
Appolonius so: 'Wenn die Götter es wollen, leben Cäcilia, Flavia und Markus noch. Sicher
leben sie, denn Piraten sind es gewohnt einen Preis zu verlangen. Also segelt nach Rom
und wartet (auf sie).'
Deshalb sind wir nun hier.

 

 

 

Lektion 12

Die Götter werden helfen

 

"Hör auf zu verzweifel, Quintus, und verlange Hilfe von den Göttern! Hör das große Beispiel von der Güte der Götter, hör die Geschichte von Deucalion und Pyrrah: Deucalion und Pyrrah allein blieben übrig nach der Sinnflut aus dem Geschlecht der Menschen, denn die Übrigen waren tot. Sie saßen auf dem Berg Panasso und weinten. Überall herrschte große Stille; Ihre Sehle erschreckte das verlassene Land. Dann beschlossen sie durch das Orakel Hilfe zu erfragen. Sofort stiegen sie vom Berg herab, lange irrten sie durch die Länder. Schließlich kamen sie zum Tempel der Göttin Themis. Sie berührten den Altar und haben so gesagt: "Immer verehrten wir die göttliche Macht, immer waren wir from zu Göttern und Menschen. Wenn es erlaubt ist die göttliche Macht mit Bitten zu beeinflussen, gestatte uns Themis, die menschliche Gestalt wiederher zustellen.

 

 

Lektion 13

"Ich bin eine römische Bürgerin!"

 

Flavia spricht einen Gruß für ihren Quintus. Sicher beunruhigt dich die Sorge, weil du so lange nichts von mir erfahren hast, aber es war nicht möglich dire einen Brief zu schreiben. Wie rau ist mein Schicksal, wie ungünstig! Ich kenne das Schicksal des Vaters, der Mutter und der Brüder nicht, ich bin nun eine Sklavin in Gallien! Sicher fragst du, Quintus: "Weshalb?" Höre! Ein gallischer Mann namens Aufidius Aridus kaufte mich in Afrika zusammen mit Galla und entführte mich in die Sklaverei. Wir waren aus Afrika nach Kleinasien gekommen. Piraten hatten nämlich unser Schiff tief im Meer angegriffen, sie hatten die Seeleute mit Gewalt überwältigt, sie hatten Männer getötet oder sie ins Meer gestoßen. Die Frauen aber hatten sie zuerst auf die Insel Zypern verschleppt, dann hatten sie sie an einen Sklavenhändler verkauft. Dieser hatte uns in eine Stadt in Kleinasien transportiert, wo uns der Sklavenhändler verkaufte. Bis jetzt hatte ich noch nie so unmenschliche Menschen gesehen. Nun bin ich Sklavin in einem Landhaus bei Nemausus. Obwohl die Herrin gut mit uns umgeht, ertrage ich die Sklaverei nicht. Ich bin eine römische Bürgerin, ich bin frei geboren, ich muss keine Sklavin sein. Von dir Quintus, verlange ich Hilfe, ich erwarte von euch allen Hilfe. Kauft mich zusammen mit Galla aus der Sklaverei frei! Bringt uns zurück ins Vaterland! Leb wohl!

 

 

Lektion 14

Gefährliche Reise

 

Es herrscht schlechtes Wetter und starker Regen fällt vom Himmel. Schon viele Stunden hört Quintus den Sturm, den Regen und das Rattern der Räder.

Q: "Ist es noch weit bis wir in Rosella sind? Die Nacht nähert sich."

D: "Was hast du gesagt Quintus? Ich habe dich nicht gut gehört."

Q: "Ich habe gesagt, dass sich die Nacht schon nähert. Ist es noch weit bis zur Stadt?"

D: "Was besorgt dich, Quintus? Der Weg ist nicht lang. Die Unterkunft ist bereit, gutes Essen erwartet uns."

Q: "Woher weißt du, dass uns gutes Essen erwartet?"

D: "Von einem Boten..."

Plötzlich bleiben die Pferde stehen. Domitius sieht auf dem Weg Bäume und daliegende Steine. Er steigt gerade aus dem Reisewagen, als plötzlich das schlechte Wetter einen Baum zerbricht. Die Pferde schlagen aus und ziehen den Reisewagen. Domitius' Kopf stößt auf den Reisewagen, er fällt auf die Straße und liegt ohne Bewusstsein da. Quintus schreit; Die Sklaven kommen herbeigelaufen. Sie heben den Hernn hoch und legen ihn in den Reisewagen. Der Kutscher aber kann kaum alleine die Pferde zurückhalten. Weil er fühlt, dass große Gefahr herrscht; schreit er mit lauter Stimme: "Gebt Hilfe!" Die Sklaven halten schnell die Pferde zurück. Quintus aber sorgt sich um den Vater. Endlich öffnet Domitius die Augen. Sofort fragt er: "Was ist? Wieso siehst du mich an?", und steht auf. Quintus freut sich, denn nun ist offensichtlich, dass er gesund ist. Bald darauf kehren sie um und eilen zu dem Landhaus, welches nicht in der Ferne liegt. Dort gestattet der Herr allen Unterkunft.

 

 

Lektion 15

Wiedersehensfreude

 

 

 

A:" Was ist der Grund eures Weges Domitius?"

D:" Der Grund unseres Weges, ist schwer Aufidius. Wir haben zwischen deinen Sklavinnen erkannt, dass das Mädchen Flavia anwesend ist. Die Bürgerin ist eine Römerin und darf auch keine Sklavin sein. Wir beabsichtigen Flavia mit Sklavin Galla für den Vater frei zukaufen, er ist nähmlich der Verwalter in Creta."

Aufidius denkt bei sich lange über die Worte des Domitius nach. Schließlich erweißt es sich als leicht, nicht schwer: Er befiehlt, dass ein von den Sklaven das Mädchen herbeibringt. Nach kurzer Zeit treten sie ein. Flavia sieht Quintus und Domitius, sie kann nicht mehr die Tränen zurückhalten. Danach:" Wie glücklich sind wir!"

Sie läuft in die Arme des Freundes: Sie weiß das sie frei ist, und das seine Arbeiterin beendet sind. Aber Galla steht Traurig da, denn sie kennt ihre Sitte.

Plötzlich sagt Aufidius:" Gut, Domitius! Ich gebe dir die Mädchen nach." Dann:" Lass und diesen Tag feiern! Heute treibt eine Athenische Schauspielgruppe im Landhaus meines Bruders eine Pantomime über Gerechtigkeit. Kommt mit mir!"

Schauspiel. Juno, Minerva und Venus Beachspruchen den Schönheitspreis für sich. Juppiter errträgt den Streit der Göttinnen nicht. Deshalb beauftragt er Paris, einen jungen Mann, das Urteil zu sprechen. Schon bemühen sich die Göttinnen das Herz des jungen Mannes mit Geschenken für sich zu gewinnen. Juno verspricht Herrschaft über alle Länder, Minerva Weisheit, Venus Helena, die schönste aller Sterblichen. Paris zögert nicht das Urteil zu fällen, dass die schönste Unsterblichen Venus ist. Quintus richtet den Blick auf seine Freundin Flavia, lacht.

 

Lektion 16

Den Göttern sei dank!

 

L: "Sei gegrüßt, Quintus! Endlich sehe ich dich. Wie geht es dir? Erzähle mit, bitte, von eurer
Reise. Ich habe gehört, dass der Herr Gaius Flavia nicht weggeschickt hat. Ist es wahr,
dass ihr sie durch Gewalt befreit habt?"
Q: "Welche Dummkopf hat dir diesen Unsinn erzählt? Sag ihm es ist nicht wahr. Wahr ist,
dass Aufidius Aridum es nicht schwierig gemacht hat. Ebenfall ist die Wahrheit, dass
er kaum gezögert hat Flavia zu entlassen. Aber ich muss mich beeilen; denn der Vater
hat vor den Göttern zu opfern. "
Dann eilt er nach Hause. Dort sieht er, dass die ganze Familie zum Abendessen zusammen gekommen ist. Schnell setzt er sich. Aber wo ist der Vater? Da hört Quintus seine Stimme.; schon tritt Domitius ein, setzt sich, und gibt das Zeichen zum Abendessen. Nun freuen sich alle über die Speisen und den guten Wein. Nach kurzer Zeit steht der Vater auf und tritt an das Dararium und den Herd heran. Alle schweigen und betrachten ihn. Aber zuerst benetzt er seine Schläfen und bespränkelt den Genius mit Wein. Dann verhüllt er seinen Kopf und spricht ihn an: "Großer Genius, nimm bereitwillig das Geschenk an und begünstige die Wünsche!" Dann dankt er den Larer, weil die Reise mit der Hilfe gut ausgegangen ist. Schließlich gibt er die Speisen Salz und Weihrauch in die Flamme. Während die Geschenke brennen, schauen sie mit Ruhe zu. Dann erfreuen sie sich über den Nachtisch.

 

 

 

Lektion 17

Besuch aus der Provinz

 

A: Hast du etwas neues von deiner Frau und deinem Sohn erfahren, Lepidus?
L: Ich habe nichts erfahren. Dennoch hoffe ich und werde immer hoffen. Ich werde nicht
aufhören den Götter zu opfern. Sie werden gütig sein; sie werden unsere Bitten erhören.
C: Und wir werde unseren Göttern opfern und wir werden nicht aufhören für euch um die
Hilfe der Götter zu bitten. Schau Flavia! Wie schön sie ist! Wen denkst du mit deinem
Anblick zu erfreuen, Flavia? Wessen Geist willst du verwirren?
A: Es ist gut, Tiberi. Sag Flavia: Wohin wirst du uns führen?
F: Zum Forum Trajan, wo ihr ein großes Werk seht.

Nach kurzer Zeit stehen sie alle vor der Trajanischen Säule.
F: Hier seht ihr das Denkmal, das der Senat nach dem Dacischen Krieg zu Ehren des Trajaner
Caeser errichten ließ. Nun werde ich euch die Darstellungen der Säule erklären...
A: Schau hirher Tiberius! Siehst du deine Brücke?
C: Wie oft habe ich dir gesagt, Aemilia, dass ich sie nicht allein errichtet habe!
A: Nenn uns: Mit wem hast du die Brücke über die Donau angebracht?
C: Ich war Befehlshaber der Pioniere.
Q: Wem hatte Trajan den Bau der Brücke übergeben?
F: Der Name des Architekten ist Apollodorus, wie ich glaube.
C: So ist es, Flavia; denn Apollodorus war hervoragend in Kunst der Architektur gewesen.
Tatsächlich ist die Brücke ein großes Beispiel der römischen Architektur.
Viele tausend Männer arbeiteten drei Jahre und diese erbauten sie unter größter
Anstrengung und höchster Gefahr. Dieses gewaltige und ebenfalls schöne Werk!"
Dann erklärt Falvia die anderen Darstellungen der Säule. Die Anderen hören mit Vergnügen zu.

 

 

Lektion 18

Eine heisse Disskusion

 

Mutter: Was liegt dir auf dem Herzen, Quintus? Wohin gehst du?

Q: Ich gehe zu Flavias Onkel, der mich eingeladen hat. Er wird mir von dem Leben und den Bräuchen der Menschen, die in der Provinz Raetia leben, erzählen.

M: Wann wirst du wiederkommen, Quintus.

Q: Ich werde zur Zeit des Essens wiederkommen, Mutter. Wenn ich nicht pünktlich sein werde, esse ich bei den Flaviern.

M: Geh nur! Ich bitte dich die Flavier von mir zu grüßen.

Quintus geht auf direktem Weg zum Haus der Flavier. Einer der Sklaven führt ihn in das Atrium. Gerade eben fragt ein anderer Gast, dessen Stimme laut und ernst ist: Warum hindern wir die Germanen nicht, die Donau zu überqueren. Die Zahl derjenigen, die herüberkommen, und nicht zurückgehen wächst von Tag zu Tag. Werden wir denn nicht bald fremd in unserem Reich sein?

C: Wir sind noch nicht zugrunde gegangen und wir werden nicht zugrunde gehen, Placidus; denn ... Sei gegrüßt, Quintus! Du bist pünktlich gekommen. Ich spreche mit meinem Freund Placidus über die Gefahren...

Q: ... die von den Germanen stammen. Ich habe eure Worte gehört, Calvus.

C: Keine Gefahr droht von den Germanen. Hermunduren- dieser Stamm hatte einst jenseits der Donau ihren Sitz, kamen schon unter Kaiser Nero überall herüber. Ihnen war nicht nur erlaubt, am Ufer, sondern in der ganzen Provinz Handel zu treiben. Nun verwalten diejenigen, denen wir unsere Häuser und Landhäuser geöffnet haben, zusammen mit uns die Provinz und sind Freunde des römischen Volkes.

 

Lektion 19

Eine ungewisse Zukunft

 

 

A: Ich will dich das Eine fragen, Flavia: Hast du schon über die Heirat nachgedacht?

Als ich in deinem Alter war, war ich schon zwei Jahre Ehefrau deines Onkels.

F: Vater hat bis jetzt nichts über Heirat gesagt.

A: Will er etwa, dass du eine Vestalin bist?

Oh! Ich wollte sagen: Sicher sucht er dir noch einen geeigneten Mann.

F: Ich will niemand anderen außer Quintus

Wenn Vater mich für einen anderen Mann bestimmt, werde ich die Heirat verweigern.

A: Was höre ich? Du willst dich weigern, Flavia?

Ein Vater hat das Recht seine Tochter nach seinem Willen zu verheiraten

Die Tochter aber muss gehorchen.

Vielleicht hat dein Vater dich schon für einen Senatoren bestimmt.

F: Es ist nicht so.

Mein Vater hat ein gütiges und sanftes Herz.

Wenn ich von ihm die Heirat des Quintus erwarte, wird er meinem Wille nachgeben.

A: Aber was ist mit Quintus Vater?

Was mit Quintus? Wird er dich zur Ehefrau nehmen wollen?

F: Ich weiß nicht. Immer wenn ich dieses fragen wollte, sank mir der Mut.

Es ist offensichtlich, dass Quintus aber über das Heiraten schweigen will.

Er zieht es vor mit Freunden die Thermen aufzusuchen,

den Vater auf dem Forum anzuhören oder sich um die griechischen Literatur zubilden.

Oh, ich Unglückliche!

Gib mir, ich bitte dich, einen nützlichen und guten Ratschlag, Aemilia!

A: Warum treibst du Quintus Liebe nicht an?

Zeig dich hart, täusche vor, dass du einen anderen Freund hast!

F: Das will ich nicht, Aemilia.

A: Warum willst du nicht, Flavia?

F: Schätzt du das gerecht ein?

Werde ich Quintus nicht kränken, wenn ich so handeln werde?

 

Lektion 20

Abschiedsfest

 

 

 

Domitius:"Es ist schon die zehnte Stunde, es ist Zeit zu gehen. Ich will bei Flavius sein, wenn das Abendessen beginnt. An einem großen Essen, glaube ich, werden wir teilnehmen."
Bald treten die Domitier in das Haus des Flavius Lepidus ein, wo schon viele Gäste da sind. Bald tragen die Sklaven- unter ihnen auch Galla- die Vorspeise herein und gießen Wein in die Becher. Schaut! Fünf Senatoren liegen schon zu Tisch und trinken Wein. Da erblicken die Domitier auch Flavia, die mit ihrem Bruder Aulus am Tisch sitzt. Sofort setzt Quintus sich neben sie. Bevor die Eltern sich am Tisch niederlassen können, fordert Flavius Lepidus mit lauter Stimme Ruhe. "Freunde! Ich weiß, dass ihr essen möchtet. Aber bevor wir anfangen, hört mir zu! Die Sklavin Galla hat meine Tochter 4 Monate lang in der Sklaverei gut unterstützt. Deshalb werde ich ihr heute die Freiheit geben und sie am Tisch empfangen. Ihr werdet Zeugen dabei sein."
Nun redete er Galla so an:"Nimm die Filzkappe, du sollst frei sein!", und setzt sie neben Flavia.
Dann:"Die Tafel ist eröffnet!"
Alle klatschen, lassen sich auf den Liegen am Tisch nieder und beginnen zu essen. Galla freut sich sehr über ihre neue Freiheit. Plötzlich treten zehn Akrobaten ein, und erfreuen alle mit ihren Kunststücken. Allein Flavia hat kein Vergnügen an dem Spektakel; sie sitzt da und schweigt. Darauf Quintus:"Bist du traurig, weil deine Mutter und dein Bruder weg sind?" Flavia antwortet nicht. Quintus zögert, endlich:"Warum schweigst du, Freundin?"
Flavia wendet ihre Augen zu ihrem Freund. Quintus antwortet wieder:"Warum schweigst du,meine Venus? Ich wünsche mir alles, was auch du willst."
Flavia sieht ihren Freund an. Nun scheint es, dass auch ihr das Essen gefällt.


 

Lektion 21

Anfang vom Ende

 

 

 

Da eilte der Priester Laocoon, ein Mann von großer Klugheit, aus der Stadt zum Strand und rief aus der Ferne: "Oh was für eine Unglück bringende Sache! Wenn ihr Glaubt, dass die Griechen uns ein Geschenk gemacht haben, irrt ihr euch. Habt ihr etwa die Hoffnung, dass sie keinen Betrug und keine List vorhaben. Es ist Wahnsinn den Griechen zu vertrauen. Entweder sind Männer und Waffen in dem Pferd verborgen oder eine andere List steht uns bevor. Fürchtet die Griechen, auch wenn sie uns ein Geschenk gemacht haben. Werft das Pferd ins Meer!" Auch die Menschen heißen die Meinung des Priesters gut, und Laocoon hatte die Hoffnung, die Bürger von sich zu überzeugen, als plötzlich zwei große Schlangen durch das Meer an den Strand eilten. Sofort griffen sie Laocoon und seine zwei Söhne die neben ihm standen an. Zuerst umwickelten sie dien Körper der Söhne. Danach umwickelten sie den Körper des Vaters, der seinen Söhnen helfen wollte, mit kräftigen Windungen. Laocoon, der ein Mann von großer Körperkraft war, bemühte sich die Knoten aufzureißen, aber die Kräfte verließen ihn. Danach töteten die Schlangen den Priester und seine Söhne und verschwanden dann im Tempel der Minerva. Darüber waren die Menschen in großer Furcht und standen unsicher an Strand. Schließlich sagte Thymoetes, ein Mann großen Ansehens: " Hat euch das nicht die Augen geöffnet? Das Pferd ist ein Geschenk an Minerva, die Griechen haben es für eine glückliche Heimkehr gebaut. Glaubt ihr mir nicht Bürger? Der Tod Laocoons ist ein Beweis der Götter."

 

Lektion 22

Fauler Zauber

 

Bald kehrte Eurylochus alleine zurück und sagte: „Ich fürchte mich, diese Sachen zu erzählen, welche passiert sind, aber ich werde aufrecht und wahrhaft erzählen: Wir waren zu einem großen Palast gekommen. Plötzlich erschien eine hübsche Frau, sie lud uns mit sanften Worten in den Palast ein. Ich blieb am Eingang stehen, weil ich Betrug und auch Hinterhalt befürchtete. Die Frau reichte den Gefährten einen Trank, den sie gerne entgegennahmen. Sofort verwandelten sie sich in Schweine.“ Sobald Odysseus diese Dinge hörte, nahm er das Schwert und eilte zum Palast. Ihm begegnete Merkur: Du wirst diesen Ort nicht unbeschadet verlassen, du wirst die Gefährten nicht unverletzt von dieser Insel führen ohne die Hilfe der Götter. Also trage dieses (Heil-)Mittel mit dir! Mit der Kraft dieses Mittels wirst du den Zauberkünsten von Circe entkommen.“ Sobald Odysseus zum Palst kam, rief er Circe nach draußen heraus. Diese erschien sofort, führte ihn nach drinnen, reichte ihm einen Trank. Odysseus zögerte nicht, ihn zu trinken. Darauf sagte Circe: ‚Gehe fort in den Schweinestall‘ und berührte ihn mit einem Stab. Sie blickte Odysseus verblüfft an. Dieser nahm nicht die Gestalt eines Schweines an, sondern zückte grimmig das Schwert und gab vor, dass er sie tötete. Circe warf sich ihm zu Füßen und flehte auf diese Weise/ folgendermaßen: „Halte den Zorn zurück, lass mich leben! Merkur hatte vorausgesagt, dass ich alle Sterblichen verwandeln kann außer Odysseus. Wenn du Odysseus bist, sei mein Freund!“ Auf diese Worte antwortete Odysseus – obwohl er vor Liebe bereits brannte – barsch: „Wie kann ich dir denn Vertrauen schenken? Bevor ich dir ein Freund bin, schwöre beim Styx: ‚Ich werde damit aufhören, dir zu schaden und werde deinen Gefährten die menschlichen Gestalten zurückgeben.‘“

 

Lektion 23

Die Flucht des Äneas

 

Merkur wurde von Jupiter befohlen, Äneas an den Willen der Götter zu erinnern; daher forderte er bald den Anführer der Trojaner auf: „Denke an das neue Vaterland, welches dir in Italien bestimmt worden ist, denke an das neue Geschlecht, dessen Schicksal es ist, Italien und den ganzen Erdkreis zu regieren. Versammle die Gefährten am Strand, bereite das Schiff, segle!“ Äneas war in der Seele/ im Herzen verwirrt, weil er Dido nicht zurücklassen wollte; er erahnte ihren Schmerz und ihre Wut. Dann befiel ihn das Verlangen nach Flucht. Sofort sammelte er die Gefährten am Strand und befahl ihnen, das Schiff zu bereiten; er beschloss, Dido später über die Abreise zu unterrichten. Die Königin aber erahnte die Täuschungen und ging mit bitteren Worten zu Äneas hin: „Willst du vor mir fliehen, Grausamer? Hast du etwa gehofft, dass du so viel Unrecht verheimlichen kannst und dass du stillschweigend aus meinem Land weggehen kannst? Hält dich etwa weder unsere Liebe fest noch die Treue, die du gegeben hast, noch Dido, die dem Tod geweiht ist? Siehe diese Tränen und habe Mitleid, ich bitte dich, ändere den Plan!“ Äneas wurde zwar von Didos Schmerz heftig berührt, dennoch schwieg er und mied ihre Augen. Endlich (sagte er): Halte die Tränen zurück, Königin, halte den Zorn zurück! Du irrst, wenn du glaubst, dass du von mir getäuscht wirst. Ich habe dir niemals die Heirat versprochen, ich wollte nichts verheimlichen. Höre auf, sowohl mich als auch dich mit deinen Klagen zu reizen. Ich verlasse dich nicht aus freien Stücken; ich bin von den Göttern gezwungen wurden, wegzugehen. Was mir die Götter befohlen haben, das muss ich machen.“

 

 

Lektion 24

Eine Stadt wird gegründet

 

 

Romulus und Remus wünschten in dieser Gegend, wo sie ausgesetzt worden waren, eine Stadt zu gründen. An diesem Ort, an welchem sie von der Wölfin entdeckt und genährt worden waren, entschlossen sie sich, eine Stadt(mauer) zu errichten. Sie waren bereits mit Rieseneifer am Bau beschäftigt, als Remus fragte: „Welcher von beiden wird der Stadt den Namen geben? Welcher von beiden wird diese Stadt regieren?“ Bald stritten die Brüder heftig unter sich, weil sie sich über diese Dinge nicht einigen konnten; denn beide waren vom Wunsch zu regieren befallen. Endlich sagte einer von den Brüdern: „Da ja zwischen uns ja keine Einigung zustande gekommen ist, brauchen wir die Hilfe der Götter.“ Und so nahmen beide eine Wahrsagung durch den Vogelflug vor – Romulus auf dem Palatin(hügel), Remus auf dem Aventin(hügel). Dem Remus erschienen die ersten sechs Geier. Dieser rief sofort: „Ich bin König!“ Aber wenig später zeigte sich dem Romulus eine doppelt so große Anzahl von Geiern. Dieser zögerte nicht, das Königreich für sich zu beanspruchen und sagte: „Ich erkenne deine Vogelschau nicht an, Bruder. Die Anzahl der Vögel nämlich ist ausschlaggebend, nicht die Zeit. Aus diesem Grunde werde ich der Stadt den Namen geben, ich werde die Stadt regieren, sobald die Stadtmauern errichtet sein werden.“ Darauf wurde Remus von Wut ergriffen und verspottete den Bruder. Er sagte: „Auf welche Weise wirst du die Stadt vor Gefahren verteidigen, wenn sie von so kleinen Mauern umgegeben sein wird?“, und übersprang die neuen Mauern. Erzürnt wegen dieser Dreistigkeit hat ihn der Bruder getötet. So erlangte allein Romulus die Königsherrschaft, demgemäß wurde die neue Stadt nach dem Namen von Romulus „Rom“ genannt.

 

 

Lektion 25

Wer zuletzt lacht...

 

Der König Tarquinius herrschte stolz und grausam; deshalb war es der Hochmütige genannt worden.

Das Volk liebte ihn nicht, weil es zu schweren Arbeiten gezwungen worden war.

Sogar viele Patrizier waren ihm Feind, da sie von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen worden waren. Weil Tarquinius durch die Furcht vor Anschlägen veranlasst worden war, beseitigte er den führenden/ersten Mann des Staates.

Er fürchtete sogar seine Neffen: Den einen tötete er, das Leben des anderen verschonte er, da er glaubte, dass von diesem/ ihm keine Gefahr ausgehe.

Dieser hatte vorgetäuscht, dass er dumm sei und hatte die Ungerechtigkeit des Königs im gerechten Herzen ertragen. Sogar den Beinamen Brutus hatte er nicht zurückgewiesen.

Deshalb lebte er, weil er von Tarquinius nicht durchschaut worden war, ein sicheres Leben. 

Aber an eine bestimmten Tag wandte der König sich, da er von dem schrecklichen Zeichen der Götter beunruhigt worden war, so an Brutus: „Ich beschloss, meine zwei Söhne nach Delphi zu schicken; sie werden das Orakel über mein Schicksal befragen. Du, Brutus, wirst ihr Begleiter sein.“

Brutus sagte mit großer Freude erfüllt nichts. Bald eilten die Söhne des Königs mit Brutus nach Delphi.

Nachdem sie dorthin gekommen waren , führten sie die Aufträge des Vaters aus.

Darauf(hin) wünschten (sich) die Brüder das Orakel über ihr Schicksal zu befragen. In Anwesenheit von Brutus (sagte) der eine von den beiden/ ihnen: „Wer von uns“, sagte er, „wird irgendwann einmal/ einstmals die Oberherrschaft in Rom haben?“ Kaum hatte er geendet, als dies geantwortet wurde : „Derjenige, oh ihr jungen Männer, der als Erster von euch der Mutter einen Kuss gibt, wird die Oberherrschaft in Rom haben.“

Sofort beschlossen die Brüder – von großer Hoffnung angetrieben – nach Rom zu eilen. Plötzlich fiel Brutus zur Erde und berührte diese mit dem Mund.

Deswegen verspotteten die Söhne des Königs (den) Brutus, der aber lächelte milde.

Bald darauf vertrieb er die Tarquinier und die Oberherrschaft ging auf ihn über.

 

Lektion 26

Die Kapitolischen Gänse

 

Damals waren die Burg Roms und das Kapitol in ungeheuer großer Gefahr gewesen.Denn die Gallier bemühten sich/ wollten, weil sie (ja) die Stadt eingenommen hatten, auch das Kapitol (zu) erobern.Die römischen Bürger glaubten jedoch/ aber ( Die römischen Bürger aber glaubten ...), dass sie durch die natürliche Lage der Burg sicher/ geschützt seien.„Weshalb werden so viele Nachtwachen aufgestellt/ angestellt? Warum wird die Burg so gewissenhaft/ sorgfältig bewacht? Der Zugang zur Burg ist eng ( schwierig); die Feinde werden nur von wenigen leicht abgehalten/ ferngehalten werden. ( Die durch ihre natürliche Lage befestigte Burg ...)Warum werden wir gezwungen (die) Nachtwachen zu halten? Warum werden wir des/ unseres Schlafs beraubt?"Aber eines Nachts (in einer gewissen Nacht) rückten die Gallier in großer/ tiefer Stille zum Berg vor/ an den Berg heran/ gegen der Berg vor (... sind die Gallier an den Berg (her)angerückt).Endlich hatten sie einen für den Aufstieg geeigneten/ passenden Fels (Stein) wahrgenommen/ bemerkt.Einer von diesen erkundete/ prüfte den Weg (... probierte den Weg aus), die Übrigen kletterten/ stiegen nach ihm hinauf:Sie schoben sich gegenseitig hoch und die einen zogen die anderen, wie der Ort (es) verlangte.So kamen sie zum Gipfel/ am Gipfel an (ganz oben an).Schon glaubten sie, dass sie die Nachtwachen, ja sogar die Hunde getäuscht hätten, als plötzlich die heiligen Gänse der Iuno schrien (schnatterten).Diese waren in größter Hungersnot (in größtem Nahrungsmangel/ in schlimmster Hungersnot) nicht geschlachtet worden.Der von dem Geschrei (den Schreien) der Gänse (auf)geweckte M. Manlius, ein tapferer und leidenschaftlicher Mann, ergreift die Waffen und stürzte mit diesen Worten auf den Feind zu/ los:

„Ergreift die Waffen, ihr jungen Männer, eilt/ lauft herbei! Wir werden von den Griechen angegriffen!
Verteidigt die Frauen und Kinder! Verteidigt die Heimat!
Warum zögert ihr? Werdet ihr etwa von den Galliern erschreckt?
Die Burg wird erobert werden, ihr werdet getötet werden, ihr werdet in die Skalverei verschleppt (abgeführt) werden, wenn ihr euch nicht beeilt!
Ich werde von der Gefahr des Todes nicht erschreckt!"
Da hat er den ersten Gallier, der bereits auf dem Gipfel stehen geblieben war, von der Burg gestoßen.
Durch dessen Fall ist das ganze Heer der Gallier in die Tiefe gerissen worden.

 

Lektion 27

Hölzerne Mauern

 

Sofort führte Xerxes, jener große König der Perser, seine Heere nach Athen. Dort stand Themistokles an der Spitze des Heeres und der Flotte. Dieser überzeugte die Bürger davon, dass der Angriff jenes Mannes nicht ausgehalten werden könne. Deshalb verließen die Athener die Stadt und zogen sich nach Salamis zurück, wo die gemeinsame Flotte Griechenlands aufgestelt worden war. Nachdem Xerxes in Athen angekommen war, zerstörte er nicht nur die Stadt durch einen Brand, sondern auch jene der Minerva geweihte Burg. Dann bereiteten sich die Flottenbesatzungen vor, in panischer Angst nach Hause zurückzukehren, nachdem sie die Flammen sahen. Sie hofften, dass sie sich mit Hilfe der Mauern verteidigen könnten. Themistokles leistete als einziger Widerstand und sagte: "Wartet! Zerstreut werden wir alle untergehen. Wir werden jenen nicht ebenbürtig sein können, wenn nicht gemeinsam. Denkt an jenes berühmte von Pythia verkündete Orakel: "Schützt euch mit hölzernen Mauern!" Seht ihr denn nicht ein, dass die Schiffe, hölzerne Mauern bedeuten. Folglich setzt eure Hoffnung auf Rettung nicht auf eure Stadtmauern, sondern in unsere Schiffe. Wir werden nicht gewinnen, wenn wir nicht an einer engen Stelle im Meer an einem für uns günstigen Ort, mit den Persern kämpfen werden. Aber die übrigen Führer überzeugte er nicht. Deshalb hatte er in der Mitte der Nacht einen überaus treuen Sklaven zu Xerxes geschickt und ihm befohlen, dieses zu melden.""Deine Feinde bereiten sich vor zu flüchten. Wenn sie verschwinden, wirst du gezwungen sein, sie einzeln zu besiegen. Wenn du sie aber in kurzer Zeit besiegen willst, beginne sofort die Schlacht mit allen." Tatsächlich haben die Perser am nächsten Tag ab einem für sie ungünstigen Ort, mit den Griechen gekämpft. Diese hier haben, geschützt durch hölzerne Mauern, einen großen Sieg errungen, jene haben eine große Niederlage eingesteckt, weil sie eine Vielzahl ihrer Schiffe nciht gezielt einsetzen konnten. So wurde ganz Griechenland durch die Klugheit eines einzelnen Mannes befreit.

 

Lektion 28

Der Schwur

 

Im düsteren Licht werden die Säulen des Tempels des Baal kaum erkannt. Auf dem Altar gab die Flamme spärliches Licht von sich. Manchmal funkelte ein Götterbild golden. Plötzlich ist Hamilkar Barcas, ein Mann von gewaltiger Körpergröße, mit seinem Sohn, einem Knaben von neun Jahren erschienen. Jener befahl diesem stehen zu bleiben und allein zum Altar zu gehen, während er fragte: "Fürchtest du dich Hannibal?" "Weswegen, Vater? Wir sind im Tempel des Baals!" "Das weiß ich ganz genau." "Aus welchem Grund habe ich dich hier hergeführt, mein Sohn?" "Ich weiß es nicht, aber sicherlich wirst du mir das erzählen." Jedoch sagte Hamilkar seinem Sohn, der das gewissenhaft sagte, folgendes: "Welches Volk raubt aus unersättlicher Habgier alles? Der Senat wessen Volkes hat uns Sardinien und Sizilien entrissen? Welches Volk würde den anderen befehlen?" "Es sind die Römer, Vater." "Du hast die Wahrheit gesagt: Es sind die Römer, die die Herrschaft über alle Länder zu erreichen suchen. Es ist notwendig, dass wir sie von Afrika fernhalten. Ich werde unsere Heere, die nach Spanien hinübergeführt wudren, gegen sie führen. Ich werde mit ihnen in ihren eigenen Grenzen kämpfen. Denn hat er begonnen den Baal zu opfern. Plötzlich hat er seinen Sohn ,mit brennenden Augen ansehend, gefragt: "Willst du mit mir im Lager sein?" Sofort rief Hannibal aus, während er die Würde der Stadt vernachlässigte: "Führe mich, Vater, mit dir nach Spanien, mache mich zu deinem Soldaten!" Darauf sagte Hamilcar: "Ich werde es machen, sobald du mir die Treue geschworen hast", und er führte Hannibal zum Altar und sagte: "Berühre den heiligen Altar." Schließlich befahl er dem Sohn, so zu schwören, während er den Altar berührte: "Niemals werde ich mit den Römern Freundschaft schließen." Hannibal antwortete, sobald er die Worte des Vaters mit brennendem Hass hörte: "Ich schwöre."

 

Lektion 29

Die Macht einer Mutter

 

Daraufhin sind die Frauen zu Veturia, der Mutter des Coriolan und zur Ehefrau zahlreich zusammen. Eine von ihnen sagte: "Da ja die Männer die Stadt nicht mit Waffen verteidigen können, werden wir unsererseits auf Coriolan zugehen, damit wir ihn von unserer Stadt fernhalten. Wir biiten euch inständig uns eure Hilfe nicht zu verwehren. All unsere Hoffnung liegt in euch. Ihr allein werdet sowohl den Sohn als auch den Ehemann von den Waffen abbringen. Schließt euch uns an! Kommt mit uns, sodass wir die Wut des Coriolan von dem Verderben der Stadt abwenden. Weder Veturia noch Volumnia lehnten ab. Nach kurzer Zeit kam der gewaltige Heereszug aus Frauen zum Lager des Coriolan. Dieser ist nicht von seinem Plan abgebracht worden, weder durch ihre Bitten, noch durch Tränen. Plötzlich sagte einer von seinen Vertrauten: "Wenn ich mich nicht täusche, sind deine Mutter, deine Tochter und deine Ehefrau anwesend." Coriolan ist entsetzt von seinem Sitz aufgesprungen und wollte seine Mutter umarmen, welche heftig erzornt sagte: "Bevor ich deine Umarmung annehme mache, dass ich weiß ob ich vor einem Feind oder vor meinem Sohn stehe, ob ich in deinem Lager eine Gefangene oder deine Mutter bin. Warum hast du mich in meinem hohen Alter unglücklich gemacht? Warum bist du so hartherzig, dass du dieses Land, das dich hervorgebracht und ernährt hat, verwüstet? Ist dir denn nicht eingefallen, als Rom in deinem Blick war, innerhalb dieser Stadtmauern ist mein Heim und sind meine Penaten, meine Mutter, meine Ehefrau und meine Kinder. Wenn du weitermachst, droht deinen Söhnen ein früher Tod oder eine lange Knechtschaft." Schließlich haben die Worte der Mutter, die Umarmungen der Ehefrau und der Kinder und das Weinen der Frauen das Herz des Coriolan gebrochen.

 

Lektion 30

Wie lange noch, Caetilia?

 

„In welcher Stadt leben wir eigentlich, ihr Senatoren? Was für einen Staat haben wir? In Etrurien ist gegen das römische Volk ein Lager aufgestellt worden, dessen Befehlshaber – welche Frechheit! – wenig zuvor sogar in den Senat gekommen ist. Ihr fragt, wer er ist, welches Verbrechen er im Sinn hat? Der da ist der Anführer der Verschwörung, täglich denkt er über unseren Untergang, über das Verderben dieser Stadt nach.Merkst du denn nicht, Catlina, dass deine Pläne ofenstehen?Glaubst du etwa, dass ich nicht weiß, was du in der letzten Nacht getan hast, wo du gewesen bist, welche Männer du zusammengerufen hast,welche Pläne gefasst worden sind?Du fragst, auf welche Weise ich all dies erfahren habe.Ich höre und ich sehe und ich spüre, was von dir und den Deinen überlegt wird, was getan wird, weil nichts meiner Sorgfalt entgeht.Ich weiß ganz genau, warum ihr im Haus des M. Laeca tef in der Nacht zusammengekommen seid:du hast deinen Leuten befohlen, die Stadt durch Brand zu zerstören, du hast deinen Leuten befohlen, mich in meinem Bett kurz vor Tagesanbruch zu ermorden. Wagst du etwa, es zu leugnen? Ich werde mich dafür einsetzen, dich zum Staasfeind zu erklären, und ich werde nicht ruhen. Schon habe ich gegen dich, Catlina, einen schwerwiegenden Senatsbeschluss.Aber obwohl (dadurch) erlaubt wird, dich hinzurichten,werde ich dennoch nicht befehlen, dich zu töten. Nur dies fordere ich von dir: Geh weg, verschwinde, verlasse die Stadt!In Rom wird dich nichts mehr erfreuen,weil du von meinen vielen Wachtruppen belagert wirst. Augen und Ohren vieler Leute werden dich immer und überall bewachen.Dich werden sie von allen Seiten umzingeln.Wie lange eigentlich noch wirst du durch deine Anwesenheit unseren Zorn entzünden?

 

Lektion 31

Überraschung

 

Caesar erwartete die Ankunft Kleopatras, über die er so Wunderbares gehört hatte. Zwar hatte er den Wachen befohlen, ihre Ankunft sofort zu melden, doch er zweifelte, ob die Königin überhaupt in den Palast gelangen konnte.Denn er wusste, mit was für einer Mühe die Freunde des Ptolemaeus alle Zugänge zum Palast geschlossen hatten. Es war ungewiss, was jene unternommen hatten, damit Kleopatra abgehalten wurde, den Palast heimlich zu betreten. Während er derartig überlegte, trat einer von den Freunden ein, wobei er sagte: „Hör Caesar! Nicht weit vom Palast ist ein Mann ergriffen worden, während er aus einem kleinen Schiff stieg. Er trug eine große, in eine Decke eingewickelte Last. Er bestätigte, dass er ein Geschenk der Kleopatra bringt. Was …?“ Sofort sagte Caesar: „Führ ihn zu mir!“ Kurz danach wurde ein Mann herbeigeführt, der eine nicht zu erkennende, längliche Sache auf seiner Schulter trug. Ohne zu zögern legte er die Last vor Caesar nieder.Dann: „Nimm das, von Kleopatra geschickte, Geschenk an, Caesar!“ Sofort befahl Caesar, dass dieses ausgepackt wird. Wie er ins Staunen geriet, als er plötzlich eine Frau sah, die aus der Decke aufstand. Diese sagte ihm, während sie ihn mit funkelnden Augen anblickte, mit hoher Stimme:„Sei gegrüßt Caesar! Ich bin Kleopatra, die Königin Ägyptens!“ Weil sie eine Frau von ausgezeichneter Schönheit war und mit Perlen und Gold glänzte, befiel Caesar eine so große Bewunderung, dass er lange schwieg.Es war für alle, die um ihn herum standen offensichtlich, wie sehr der Feldherr in Verwirrung geraten war. Schließlich brach Kleopatra die Stille mit einer schmeichelnden Stimme:„Ich bin gekommen, wie du befohlen hast; ich werde machen, was du von mir verlangst. Aber sag mir zuerst: Was wirst du mit Ägypten machen?“ Darauf sagte Caesar, weil er die Frau begehrte: „Ich werde machen, was du willst, Kleopatra.“ Diese sagte aber: „Mach, dass ich alleine Ägypten beherrsche!“

 

Lektion 32

Gift im Becher?

 

Unter den adeligen Ärzten, die Alexander mit sich führte, war auch Philipp. Dieser liebte den König sehr und verehrte ihn mit Treue. Er allein unter den Ärzten machte ihm Hoffnung mit ungefähr diesen Worten: "Du König, hast schnelle Heilmittel gefordert. Wie glücklich wäre ich, wenn ich dir die Krankheit schnell lindern könnte. Dies werde ich nur mit einem starken Heilmittel schaffen können. Also werde ich einen Heiltrank aus Kräutern brauen. Allerdings ist es nötig, dass dieser drei Tage köchelt, sonst wird er keine Gesundheit bringen, im Gegenteil, er würde dir sogar schaden, wenn du ihn überstürzt zu dir nimmst." Obwohl Alexander mit so viel Verzögerung nicht zufrieden war, erwartete er den Tag. Inzwischen hat er von Parmenion, seinem treusten Hofbeamten, einen Brief bekommen. Als er diesen las, ist er furchtbar erschreckt worden: "Hüte dich vor Philippus, mein König. Er plant auf dich einen Anschlag. Dareus hat ihn mit tausend Talenten bestochen. Er hat ihm die Hochzeit mit seiner Schwester versprochen." Alexander wusste nicht, was er tun sollte, so überlegte er folgendes: "Wenn er nicht von Parmenion geschrieben worden wäre, würde ich einen solchen Brief vernachlässigen. Nun bin ich aber unsicher, ob ich der Angst oder der Hoffnung folgen soll. Aber ich lasse mich durch die Furcht nicht unterdücken. Wenn die Götter gewollt hätten, dass ich im Zelt und nicht in der Schlacht umkomme, dann hätten sie nicht so viele günstige Gelegenheiten verstreichen lassen." An dem bestimmten Tag trat Philippus mit einem Becher, in dem das Medikament zurecht gemacht worden war, ein. Alexander hielt den Brief des Parmenion in der linken Hand, nahm den Becher an und trank unerschrocken. Dann befahl er Philippus, den Brief zu lesen und wandte seine Augen nicht ab, von dem Gesichtsausdruck des Lesenden und schätzte ab, ob er irgendwelche Anzeichen von schlechtem Gewissen erkennen konnte.

 

Lektion 33

Ein Schock für den Kaiser

 

Augustus 
ruhte
 nach 
dem 
Essen
 auf
 einer 
Liege, als
 plötzlich 
ein 
Wächter
 des
Schlafzimmers 
eintrat:„Verzeih
 mir, 
wenn 
ich 
deine 
Ruhe
 gestört 
habe. Der 
Tribun 
Patavinus 
fordert 
Zugang 
zu 
dir und 
sagt 
(sagend),
 dass 
die 
Sache
 keinen 
Aufschub 
dulde. Augustus 
schwieg
 lange. Schließlich:
„Was
 meldet 
er?Welche
 Sache 
ist 
von 
so 
großer 
Bedeutung, dass
 sie 
nicht 
auf
 den
 morgigen 
Tag
 verschoben 
werden 
kann?“ Sofort 
sagte 
der 
Wächter:
 „Weiß 
ich 
doch
 nicht! Jener 
versichert 
jedenfalls, 
dass 
er 
eine
 schlimme 
Botschaft 
aus
 Germanien
 bringe. “Da
 erhob 
sich 
Augustus, 
wobei
 er 
sagte 
(sagend): „Führ
 ihn
 heran!“ Kaum
 war 
der 
Tribun
 eingetreten,
 als 
Augustus 
fragte: „Aus
 welchem 
Teil 
Germaniens 
bist 
du 
gekommen? Welche 
Schreckensnachrichten 
bringst 
du?“ Sofort 
antwortete
 der
 Tribun: „Ich 
bin 
aus
 einer 
Stadt 
der
 Ubier 
gekommen. Aber 
mein 
Sinn
 schreckt 
davor 
zurück
 zu
 berichten,
 was 
in
 Germanien
...“ „Was 
ist 
mit 
Germanien,
 Rübennase? Habe
 ich
 denn
 dieses 
Land 
nicht 
unterworfen? Haben
 denn
 die 
Stämme
 der 
Germanen 
nicht durch
 Boten 
Frieden 
und
 Freundschaft des 
römischen
 Volkes 
erbeten?“ „Jenen 
Barbaren 
darf 
kein 
Vertrauen
 entgegengebracht 
werden. 
Q.
Varus 
jedenfalls 
hat
 ihnen
 zu 
viel 
Vertrauen 
geschenkt.“ „Was
 ist 
geschehen?
 Berichte!“ „Die
 Germanen 
haben
 Varus 
gebeten, einige
 Streitfälle 
zu 
entscheiden. Da
 sie
 die 
römische
 Gerechtigkeit mit 
schmeichelnden
 Lobsprüchen 
hervorhoben, ist 
Varus 
ohne
 irgendeinen
 Verdacht 
mit 
dem
 Heer mitten 
nach 
Germanien 
hineingezogen. Eine 
Nachricht 
ist
 zu
 uns
 durchgebracht 
worden, dass
 er
 in
 eine 
Falle 
der
 Germanen 
getappt 
sei und 
zusammen 
mit 
drei 
Legionen
 ermordet 
worden 
sei. “Da
 schrie 
Augustus,
 die 
Hände 
zum
 Himmel
 streckend: „Oh, 
Jupiter“, 
sagte
 er,
„mach, dass
 ich
 diese 
Niederlage 
ertrage!“ Man
 sagt, 
dass 
er 
so 
erschüttert 
worden
 sei, dass 
er 
viele 
Monate 
ungeschoren 
durch
 sein 
Haus
 irrte und
 manchmal 
so gar
 seinen 
Kösel
 an
 die 
Türpfosten
 schlug,
 wobei
 er
schrie:
„Varus,
 Varus,
 gib mir meine Legionen wieder!“

 

Lektion 34

Rückkehr eines Stars

 

Alcibiades übertraf die anderen sowohl an schlechten als auch an guten Eigenschaften. Auch wenn er allzu zügellos lebte und sich manchmal hochmütig benahm, war er ein glänzender und auch ausgezeichneter Mann mit Begabung und Kriegserfahrung. Nachdem lange Zeit Krieg geführt worden war, ist jener von den Athenern zum Anführer gemacht worden. Aber während er die Truppen gegen die Spartaner führte, ist er in Athen von Feinden des Verbrechens gegen die Religion angeklagt worden und zum Tode verurteilt worden. Nach Kenntnis dieser Sache flüchtete er sich zu den Feinden und bot ihnen seine Dienste an. Diese nahmen ihn gerne in der Stadt auf. Nach vielen Erfolgen sind ihm so viele Ehren gezollt worden, dass nicht wenige missgünstig waren und er gehasst wurde. Aus Furcht vor Hinterhalten verließ er deshalb die Spartaner und begab sich zur Flotte der Athener. Dort wurde er mit großer Freude aufgenommen und zum Anführer gemacht. Sofort kam er den Athenern zu Hilfe und besiegte die Spartaner in einer Seeschlacht. Durch diesen errungenen Sieg war es ihm erlaubt, nach Athen zurückzukehren. Nachdem seine Ankunft verkündet worden war, stieg die gesamte Bürgerschaft zum Hafen von Piräus herab und strömte - obwohl viele Schiffe angelegt worden waren - zum einsamen Schiff von Alcibiades zusammen, um ihn aufzusuchen und mit Lobsprüchen zu preisen. Dieser stand am Bug und hörte die Menge, die immer wieder rief: „Bravo, Alcibiades!“ Sehr bewegt stieg er aus dem Schiff herab und tauchte in die Menge ein. Als ihm sogar wie einem Sieger von Olymp Ölzweige geschenkt wurde, konnte er die Tränen nicht halten. Alle führten ihn mit höchster Fröhlichkeit in die Stadt, alle hatten Bewunderung. Obwohl er mit so großen Ehren empfangen worden war, dachte er bei sich: „Mit wie viel Wut haben mich die Bürger neulich verurteilt, mit wie viel Leidenschaft haben sie mich nun empfangen! Wie launenhaft das einfache Volk ist, wie wankelmütig!“

 

Lektion 35

Rom brennt

 

Kaiser Nero wandelte mit einigen Gefährten durch den Königspalast und hielt den anderen, die zuhörten, einen Vortrag über griechische Tragödien. Dann wurden griechische Verse vorgetragen, als Nero plötzlich zum Fenster herantrat. Als er zur Stadt herabblickte, sagte er: „Meine Augen werden durch diesen Anblick sehr beleidigt. Wie hässlich sind diese alten Gebäude, wie eng diese Gassen und Straßen!“ Als einer von den Gefährten rezitierte: „Nach meinem Tod soll die Erde in Flammen aufgehen!“, sagte Nero: „Ja sogar zu meinen Lebzeiten!“ Und tatsächlich wurde Rom wenige Tage darauf durch ein Feuer verzehrt. Weil die Flammen sechs Tage und sieben Nächte hindurch wüteten, ergriff das Feuer fast alle Teile der Stadt und es bestand Gefahr, dass die ganze Stadt durch das Feuer zerstört wurde. Nero aber betrachtete in allen Nächten von einem hohen Turm aus die untergehende Stadt und besang – von der Schönheit der Flammen erfreut - den Untergang Trojas. Aber das Volk hatte nicht alle lebensnotwendigen Dinge, weil es so lange und so heftig durch diese Katastrophe niedergedrückt wurde. Deshalb fürchtete Tigellinus, ein Freund von Nero, dass ein Volksaufstand erwogen wurde. Auf sein Anraten öffnete Nero seine Gärten, errichtete Notunterkünfte, verminderte den Preis für Getreide. Obwohl sich die Bürger über die sehr hohe Not laut beklagten, befahl er trotzdem, dass ihm ein goldenes Haus gebaut würde. Aus diesem Grund kroch das Gerücht durch die Stadt, dass das Feuer auf Veranlassung Neros gelegt worden sei. Deshalb bemühte sich der Kaiser, den Verdacht von sich wegzulenken und die Schuld für das Feuer zu den Christen hinzuwenden. Er verurteilte diese zum Tode und versah sie in seinen Gärten mit grausamen Strafen.

 

Lektion 36

Tyrannenglück

 

Dionysius hatte bereits als Jüngling Herr von Syracus sein wollen. Nachdem schließlich höchste Amtsgewalt erworben worden war, erwies er sich als derartiger Tyrann, dass die Bürger nichts gegen seinen Willen zu tun oder zu sagen wagten. Er meinte, dass ihm selbst aber alles erlaubt wäre. Überdies führte er ein Leben in verschwenderischer Pracht und hatte Reichtümer im Überfluss: Ihm gehörten goldene (Speise-)Liegen, Gefäße aus Silber, schöne Gemälde, großartige Statuen. Und daher war sein Leben allen (Menschen) Gegenstand von Neid, viele bezeichneten ihn als glücklich. Obwohl seine Macht in Blüte stand, hatte Dionysius wegen der Bewachung dennoch immer Sklaven um sich. Er selbst verspürte nämlich schmerzlich, wie reich er war. Als Damocles, einer von den Gefährten, in einer Äußerung dessen Reichtum, Macht, die Pracht des königlichen Hauses erwähnte und dessen Leben als glücklich lobte, sagte er: „Also willst du, oh Damocles, selbst dieses Leben kennenlernen und mein Glück prüfen?“ Unverzüglich sagte Damocles, dass er selbst dies wolle. Deshalb befahl Dionysius, ihn auf ein goldenes Bett zu legen. Nachdem der Tisch mit den erlesensten Speisen beladen worden war und nachdem wohlriechende Stoffe verbrannt worden waren, standen Knaben von erlesener Schönheit am Tisch und bedienten sorgfältig. Damocles hielt sich für glücklich. Eben noch streckte er die Hand zum Tisch aus, als er über sich ein Schwert, das an einem Pferdehaar befestigt worden war, erblickte. Dieses Schwert war auf Anordnung von Dionysius so aufgehängt worden, dass es über seinem Hals schwebte. Dadurch wurde Damocles ein so großer Schrecken zugefügt, dass er nichts anderes mehr machte als die Augen auf das Schwert zu heften. Schließlich bat er den Tyrannen, dass es erlaubt wäre, wegzugehen. Er sagte: „Du hast mir hinreichend gezeigt, wie beschaffen dein Leben ist. Auf solche Weise will ich nicht reich sein.“

 

Lektion 37

Reiseziel Olympia

 

Am 10. Tag der Reise kamen wie in Olympia an, an jenen heiligen und berühmten Ort. Wie angenehm ist der Wals, wie groß das Stadion! Vor allem dem Tempel des Zeus (Juppiter) galt unsere größte Bewunderung. In seinem geschmückten Innenraum waren Abbildungen von Herkules, wie er seine 12 Arbeiten verrichtet. Doch niemals werde ich das Bild des Juppiter vergessen, das dort aufgestellt war, weil es von Phidias aus Gold und Elfenbein gemacht war. Es ist völlig klar, warum die Griechen dieses Ort, für den schönsten und heiligsten hielten, warum hier alle vier Jahre zu Ehren des Juppiter die sehr heiligen Spiele stattfanden. Auch habe ich aus einem gewissen Buch gelernt, dass Herkules die olympischen Spiele eingeführt hat, um allen Griechen eine Wohltat zu tun. Weil nämlich die griechischen Städte sich lange gegenseitig bekriegen, wollte er dem Hass und der Gewalt ein Ende setzen. Das Einführen dieser Spiele bewirkte, dass aus ganz Griechenland die besten und stärksten jungen Männer nach Olympia gerufen worden, um nicht mit Waffen, sondern mit ihrem Körper zu wetteifern. Dort wünschte sich jeder sehnlichst, am mutigsten zu ringen, am schnellsten zu laufen und die Diskussscheibe weiter zu werfen, als die anderen; ja sie versuchten sogar mit höchsten Kräften Herkules zu übertreffen. Wer aber war glücklicher, wen erwartete ein angenehmeres Leben, als die Sieger Olympias. Diese wurden in ihrem Heimatland mit höchsten Ehren aufgenommen, von hochberühmten Dichtern gefeiert und mit viel Geld beschenkt. Allerdings wünschten sich alle Völker sehnlichst, möglichst viele Sieger bei Olympia zu haben; von überall her kamen sehr viele Bürger nach Olympia um die Jugend Griechenlands beim wetteifern um den Sieg zu betrachten. Damit dieses möglich war, beschlossen die Städte Griechenlands für sich ein sehr gutes Gesetz. Dieses hinderte sie daran, Krieg zu führen, während die Olympischen Spiele stattfanden.

 

Lektion 38

"Störe meine Kreise nicht!"

 

G: Welche ist diese kleine Säule, welche die übrigen Gräber überragt?

M: Ich weiß nicht. Warum gehen wir nicht hin? Niemand hindert uns daran, sie zu betrachten.

G: (ein wenig später) Was sehe ich? Ganz oben auf dem Denkmal ist eine Kugel mit einen Zylinder gestellt.

M: Beim Herkules! Ich glaube, dass wir vor dem Grabmal des Archimedes stehen.

F: Ich gebe zu, dass ich diesen Namen schon einmal gehört habe.

Weißt du, warum ihm die Bewohner von Syrakus ein derartiges Denkmal errichtet haben?

M: Das ist ein Denkmal sowohl an dessen Klugheit als auch des Dankes der Bürger.

Denn Archimedes hat sich großen Ruhm erworben, weil der Kriegsgeschütze nicht nur erfunden, sondern auch gebaut hatte.

G: Und die Geschütze gab er den Syrakusanern zum Geschenk.

Hat er nicht deretwegen sein Leben verloren?

M: Deine Worte ermuntern mich, dir zu erzählen, welches Ende er erfahren hat.

Vor einigen Jahrhunderten belagerten unsere Vorfahren

unter der Führung von Claudius Marcellus diese Stadt mit einer großen Anzahl von Schiffen. Und die Sache hätte Erfolg gehabt, wenn nicht zu dieser Zeit Archimedes in Syrakus gewesen wäre. Dieser hatte Geschütze verschiedener Größe auf den Mauern verteilt, von denen aus er gewaltige Felsbrocken auf die Schiffe werfen ließ.

Nachdem/Weil Marcellus die Stadt vergeblich zu erobern versucht hatte,

machte er mit ganzen Kräften auf dem Land einen Ansturm. Aber auch in diesem Teil waren Geschütze jeder Art verteilt worden. Schließlich bemächtigte sich Marcellus im dritten Jahr der Satdt und übergab sie seinen Soldaten zur Plünderung.

Da er die Klugheit von Archimedes sehr bewunderte, befahl er den Soldaten ihn zu verschonen, obwohl er wahrgenommen hatte, dass dieser seinen Sieg lange aufgehalten hatte. Aber dieser hat dem Soldaten, der in das Haus eingedrungen war und mit gezückten Schwert fragte, wer er denn wäre, seinen Namen nicht angegeben.

G:Fürchtete er nicht, dass er umgebracht würde, wenn er den Befehl des Soldaten missachtete?

M: Vielleicht hat er nicht gut gehört; denn im Geist und mit auf die Erde gehefteten Augen zeichnete er geometrische Figuren. Während er den Staub mit den Händen schütze, sagte er nur: " Bringe diesen nicht in Unordnung!"

G: Und die Figuren sind durch dessen Blut in Unordnung gebracht worden.

 

Lektion 39

Konsequent bis in den Tod

 

Sokrates hielt vor den Richtern eine sehr weise Rede, trotzdem aber es gelang ihm nicht jene davon zu überzeugen, dass er unschuldig war. Er hat nämlich so für sich gesprochen, dass er nicht ein Bittender sondern der Lehrer der Richter zu sein schien. Man sagt, dass diese von der Rede so beleidigt waren, dass sie ihn verurteilten. Aber in Athen war es dem Verurteilten erlaubt seine Strafe selbst einzuschätzen. Sokrates aber selbst hat auf die Frage welche Strafe er verdiene folgendermaßen geantwortet: Ich habe verdient ,dass ich mit den höchsten Ehren und Belohnungen ausgezeichnet werde und ich glaube, dass ich besonders dieser Ehrung würdig bin die den olympischen Siegern zugeteilt wird, nämlich, dass mir in Prytaneo täglich Nahrung auf Staatskosten gereicht wird. Nachdem sie diese Worte gehört hatten gerieten die Richter so in Zorn, dass sie Sokrates zum Tode verurteilten. Dieser nahm diese Meinung nicht nur mit Gelassenheit auf, sondern hielt vor den Richtern sogar eine weitere Rede. Man sagt, dass er diese mit folgenden Worten beendet habe: Wer ist glücklicher als ich, ich halte nämlich für sicher, dass die die gerecht gelebt haben in den Himmel aufsteigen und zu den Göttern zurückkehren von denen sie aufgebrochen sind. Deshalb habe ich keinen Grund warum ich zornig auf euch sein sollte. Aber schon ist es Zeit für mich von hier wegzugehen um zu sterben und für euch um das Leben weiter zu leben. Dann erwartete er im Kerker den Tod, er wollte auch nicht fliehen, obwohl ihn seine Freunde aus der Haft herausführen wollten, er glaubte nämlich, dass er den Gesetzen und seinen Lehren folgen müsse. So nahm er am letzten Tag des Lebens mit unerschütterlichem Geist den Gifttrank aus der Hand des Henkers, während er mit seinen Freunden über die Unsterblichkeit der Seele redete. Während Sokrates den Becher zum Mund bewegte soll seine Frau Xanthippe gerufen haben: Erträgst du etwa unschuldig zu sterben? Doch jener antwortete: Was soll das jetzt? Hast du etwa gemeint, dass es besser für mich sei schuldig zu sterben?

 

Lektion 40

Ein Berg explodiert

 

Schon viele Tage hindurch hatte die Erde gebebt. Dann aber ist das Beben so vergrößert worden, dass wir glaubten alles würde vernichtet werden. Eine große Furchtvor dem Einsturz befiel uns, deshalb sind wir aus den Häusern gestürmtund haben uns auf dem Feld niedergelassen.

Es war fast die sechste Stunde des Tages, als wir sahen, wie aus dem Vesuv feuerstöße und Flammen mit großer Wucht in die Höhe schossen. Und aus dem Gipfel des Berges stieg eine gewaltige Wolke zum Himmel auf, von welcher eine große Menge Erde und Asche herunterfiel, die alles bedeckte. Da hatten wir nicht mehr die Möglichkeit uns Zeit zu lassen und zu warten, sondern die Zeit war gekommen wegzugehen und nachzugeben.

Sofort machten wir uns zur Flucht bereit. Die breite Massefolgte (uns) völlig verschrekt, es drängte uns und stieß uns (nach vorne). Als wir die Stadt verlassen hatten hielten wir an. Wir sahen wie das Meer gewissermaßen durch das Beben der Erde zurückgetrieben wurde. Nichteinmal mit Schiffen konnten wir entkommen. Da sank eine schwarze Wolke auf die Erde und meine Mutter sagte:" Ich bin bereit zu sterben und ich werde beruhigt sterben, wenn ich nicht für Dich der Grund des Todes sein werde. Fliehe ohne mich um zu leben!" Doch ich erwiderte:" Ich werde nicht wohlbehalten sein, wenn nicht gemeinsam mit Dir."

Und ich ergriff ihre Hand. Aber de Asche verdunkelte dadurch, dass sie ununterbrochen herab sank allmählich die Sonne, wir setzten unsere Flucht fort.Ich blickte zurück: ein dichter Qualm folgte uns. In dem Bestreben schneller heranzukommen, verließen wir die Straße um die Menschenmasse zu vermeiden.

Plötzlich senkte sich eine tiefe Nacht über unsund wir hatten nicht mehr die Möglichkeit das Gelände zu erkennen.Wir ließen uns nieder. Immer mehr wurden wir mit Asche bedeckt. (Nur noch) das Jammern der Frauen, das Weinen der Kinder (und) das Geschrei der Männer würde gehört.Einige wünschten, aus Angst vor dem Tod, den Tod herbei. Auch wir fühlen, dass wir dem Tod (ein Stück) näherwaren. Endlich verzog sich der Qualm; der Tag zeigte sich wieder; sogar die Sonne leuchtete hervor. Wir verbrachten den Rest des Tages zwischen Hoffnung und Bangen, denn die Erde hatten nicht aufgehört zu beben.

 

Lektion 41

Ende gut, alles gut

 

DAE: Ich fürchte, dass meine Frau mich wegen euch aus dem Haus ausschließt. Sie könnte sagen, dass ich mich mit den Geliebten vor ihren Augen hinführte. Deshalb sollt ihr auf den Altar der Venus flüchten.

 

PAL: Wir Unglücklichen sind verloren. DAE: Ich werde mich anstrengen mit Venus der guten Göttin, dass ihr heil und unversehrt seid. Habt keine Angst. Ich werde mich um euch kümmern als wenn ihr meine Töchter wärt.

 

GRI: Oh Hausherr sei gegrüßt! DAE: Sei auch du gegrüßt, worum gehts? Worum streitet ihr euch untereinander in so überaus feindlicher Gesinnung. Soll ich euch nicht zu Hilfe kommen? Welcher Mensch kann wohl solch eine große Frechheit ertragen?

TRA: Ich habe den Koffer mit einem Netzt aus dem Wasser gezogen, daher ist er mein. Und alles was in ihm enthalten ist soll auch mir gehören. Trachelius erfindet Gründe, denn er selbst will den Koffer haben. DAE: Was sagst du Trachelius? TRA: Ich fordere den Koffer nicht für mich sondern für diese jungen Mädchen welchen du geschützt hast. DAE: Meinst du die, die in Athen frei geboren ist wie sie selbst sagte. TRA: So ist es. DAE: Wir werden in den Koffer hineinschauen, zu Palaestra aber sage mir vorher ist dies dein Koffer? zu Gripus: Schweig! PAL: So ist es GRI: Hoffentlich vernichtet dich Jupiter und die Götter dich nicht. DAE: Reg dich nicht auf Gripus! Dir Palästra werde ich alles zu-rückgeben was deins ist. Lasst uns den Koffer öffnen. Lasst uns nicht zögern. Lasst uns sehen was drin ist. PAL: Es sind Rasseln die ich als Kind bei mir hatte(wörtlich: Es sind die Rasseln die ich als Kind führte) DAE: Das seh ich auch. GRI: Ich habe in der ersten Schlacht verloren. Was sind dafür Buchstaben auf diesem kleinen Schwert geschrieben? PAL: Es ist der Name meines Vaters der Mond. GRI: Ich bin verloren beim Herkules, ich Unglücklicher. DAE: Bei den unsterblichen Göttern, dies muss meine liebe Tochter sein, die Götter wünschen das ich gerettet bin. GRI: Doch das ich verloren bin. PAL: Sei gegrüßt mein unverhoffter Vater. DAE: Sei gegrüßt süßeste Tochter! Wie gern umarme ich dich. TRA: Es ist eine Freude, dass euch dies wegen eurer gegenseitigen Zuneigung gelungen ist.

 

Lektion 42

Gegen die Römer!

 

Mir gefallen zwar eure Meinungen überhaupt nicht, weder die derjenigen die sich den Römern ausliefern wollen, weder die jener die einen Ausbruch billigen. Ich werde jene außer Acht lassen welche die überaus schändliche Sklaverei fälschlich Kapitulation nennen. Ich setzte mich aber mit denen aus einander die durch einen Ausfall wagen sich dem Tod auszuliefern. Dies ist Willensschwäche und nicht Tapferkeit. Nämlich die Notlage nicht länger ertragen zu können. Warum vertraut ihr nicht euren Verwandten und Blutsbrüdern die mit gewaltigen Truppen hier her aufgebrochen sind. Schon morgen kann es passieren, dass diese angekommen sind. Lasst uns im Vertrauen auf ihre Hilfe die Lei-den ertragen. Zusammen mit diesen wird es uns gelingen den Belagerungsring zu durchbrechen. Dann werden die Feinde erfahren die sich schon auf die Niederlage der Gallier gefreut haben, dass sie sich vergeblich gefreut haben. Dann wird geschehen, dass wir in diesem Krieg siegen. Deshalb denkt an ganz Gallien. Lasst euren Freund durch euren Tod nicht im Stich. Macht was unsere Gefährten im Krieg wagten zu tun. Diese haben in einer ähnlichen Notlage durch die derer die zum Krieg untauglich schienen das Leben ertragen. Wenn ihr deren Beispiel um der Freiheit willen nachahmen werdet, werdet ihr dies mit vollem Recht tun. Die Kimbern und Teutonen hatten nicht die Gewohnheit im Gebiet derer zu bleiben, die sie im Krieg besiegt hatten. So sind sie auch irgendwann aus Gallien abgezogen und niemals wieder zurückgekehrt. Sie haben uns unsere Rechte, unsere Gesetze, unsere Äcker und unsere Freiheit (zurück)gelassen. Die Römer aber erstreben etwas Anderes oder wollen etwas Anderes, als sich von sich von ihrer Missgunst getrieben auf unseren Ländereien niederzulassen und uns ewige Knechtschaft aufzuerlegen. Sie haben nämlich niemals unter einer Bedingung Kriege geführt. Berücksichtigt die anderen Gegenden und Völker die, seitdem sie von den Römern unterworfen worden sind, von ewiger Knechtschaft unterdrückt werden.

 

Lektion 43

Macht des Schicksals

 

Seneca grüßt seinen Freund Lucilius

Mit Freude habe ich von denen die von dir kommen erfahren, dass du vertraut mit deinen Sklaven zusammen lebst. Dies passt zu deiner Bildung und zu deiner Klugheit, allerdings unterscheidest du dich dadurch von den meisten, denn sie sind äußerst hochmütig grausam und unmenschlich ihren Sklaven gegenüber, und sie gebrauchen sie nicht wie Menschen sondern missbrauchen sie sogar als Lasttiere. Irgendeiner wird sagen: Sie sind Sklaven, weise diese Meinung so zurück: Im Gegenteil, es sind Menschen und Mitglieder der Hausgemeinschaft und Freunde niederen Standes. Warum suchst du das Forum und die Kurie auf um irgendwelche Freundschaften zu schließen Du hast aber die Möglichkeit zu Hause Freunde zu finden. Versuche es und du wirst die Erfahrung machen. Wenn irgendeiner weiter sagen sollte: Sie sind Sklaven, dann antworte ihnen mit beinah denselben Worten. Es sind Mit-Sklaven. Denn wer weiß nicht, dass dem Schicksal dasselbe gegenüber beiden möglich ist. Erinnere dich an jene Niederlage des Varus.Damals überraschte das Schicksal viele junge Männer aus den bedeutendsten Familien die durch ihren Militärdienst große Hoffnung hatten den Rang eines Senatoren zu erreichen. Den einen machte sie zum Hirten den anderem zum Sklaven. Es gibt also keinen vernünftigen Grund irgendeinen Menschen wegen seines Schicksals zu verachten. Denn während du sie verachtest kannst du genau dasselbe Schicksal erleiden. Weißt du etwa nicht in welchen Alter Hecuba angefangen hat zu dienen, in welchen Croesus, in welchem Platon? Nichts soll dich davon abhalten mild und vertraut mit deinen Sklaven zusammen zu leben indem du sie zum Gespräch hinzuziehst, mit ihnen isst und mit ihnen teilst. Denke daran, dass die, die du deine Sklaven nennst aus derselben Wurzel entstanden sind, unter demselben Himmel genießen, genauso atmen, genauso leben und genauso sterben. Ich will dich nicht länger aufhalten bei der Betrachtung dieser Angelegenheit. Ich werde dir nur diesen einen Hinweis geben um dich in deiner inneren Haltung zu bestärken: Mögest du doch mit einem niedrig gestellten so leben, wie du willst, dass ein höher gestellter mit dir lebt. Lebe wohl.

 

Lektion 44

Ein Fall für Iustitia

 

 

Sportverletzung:

 

Als einige Sklaven Ball spielten stieß einer von diesen gegen einen anderen Sklaven, der versuchte den Ball zu fangen. Dieser fiel und brach sich das Bein. Dessen Herr trat zu einem gewissen Melan heran, ein rechtskundiger Mensch. Einer meiner Sklaven kann seine Pflichten, durch die Schuld eines Anderen nicht mehr erfüllen. Er fehlt mir sehr denn viele Arbeiten müssen verrichtet werden. Ich muss mir einen neuen Sklaven kaufen. Kann ich gegen jenen wegen Sachbeschädigung prozessieren, der meinen Sklaven gestoßen hat? Muss jener den Schaden durch den ich betroffen bin ersetzen oder muss jener keine Strafe zahlen?

 

Unfall beim Friseur:

 

Als einige Leute Ball spielten warf einer von ihnen so heftig, dass er auf die Hände eines Friseurs fiel, welcher gerade einen Sklaven rasierte. So geschah es, dass der Friseur dem Sklaven die Kehle durchschnitt. Dieser starb aufgrund dieser Wunde. Seinen Herrn einen nicht sehr reichen Greis schmerzte das sehr da er seinen besten Sklaven verloren hatte. Deshalb fragte er einen bestimmten rechtskundigen Menschen. Wer muss nach dem aquilischen Gesetz den Schaden wieder gutmachen.

 

Nächtliche Schlägerei:

 

Ein Wirt hatte bei Einbruch der Dunkelheit eine Öllampe vor sein Wirtshaus gestellt. Einer der vorbei ging nahm diese Lampe mit. Der Wirt verfolgte den nächtlichen Dieb. Als er ihn erreicht hatte rief er aus: Du musst die Laterne zurückgeben. Der Dieb aber floh nach dem er den Wirt zurückgestoßen hatte. Dieser versuchte den Fliehenden zurückzuhalten. Daraufhin fing der Dieb an ihn mit der Peitsche zu schlagen. Nachdem daraus ein ziemlich großer Streit entstanden war stach der Wirt dem Dieb ein Auge aus. Er glaubte, dass er nichts befürchten müsse, da er ja zuerst mit der Peitsche geschlagen worden war. Dennoch suchte er am nächsten Tag das Haus des gewissen Alfeni, ein Mensch von höchster Klugheit auf und fragte ihn wer nach dem aquilischen Gesetz haftbar sei

 

Lektion 45

"In diesem Zeichen wirst du siegen"

 

Maxentius hielt sich in Rom auf. Denn das Orakel hatte ihm gesagt, dass er außerhalb der Mauern von Rom im Krieg umkommen würde. Als er selbst dem Tod entfliehen wollte befahl er den treuen und geeigneten Anführern diesen Krieg zu führen. Weil er mehr Männer als Konstantin hatte war er sich sicher, dass seine Soldaten siegen werden. Konstatin bewegte alle seine Truppen näher an die Stadt heran und ließ sich gegenüber der malbische Brücke nieder. Genau an dem Tag, an dem Maxentius 5 Jahre zuvor die Herrschaft übernommen hatte. Konstantin ruhte sich aus um Körper und Seele wiederherzustellen. Während er zufällig den Himmel betrachtete erschien ein Kreuz, das in hellen Licht erstrahlte und auf dem folgende Worte geschrieben waren: "In diesem Zeichen wirst du siegen". Sofort befahl Konstantin, die Schilde der Soldaten mit dem Zeichen Christi zu bemalen. Mit diesem Zeichen bewaffnet ergriff das Herr die Waffe. Und sie überschritten ohne den Feldherrn die Brücke um die letzte Schlacht zu schlagen. Die Heere stießen in gleicher Aufstellung zusammen und es wird auf beiden Seiten mit gleicher Kraft gekämpft. In Rom entstand ein Aufstand und Maxentius wurde als Verräter des Staats und der Stadt verhöhnt. Plötzlich rief das Volk mit einer Stimme aus, dass Konstantin nicht zu besiegen sei. Weil Maxentius durch diese Sache heftig beunruhigt war befahl er, dass die sybillinischen befragt werden. In diesem ist gefunden worden, dass genau an diesem Tag der Feind der Römer sterben würde. So ging er aus der Stadt von der Hoffnung auf den Sieg verleitet und kam in die Schlacht. Als er erblickt wurde, wurde der Kampf heftiger. Die Hand Gottes lastet auf der Schlacht: Maxentius Heer wurde in die Flucht geschlagen und er selbst floh zur Brücke zurück. Durch die große Menge an Fliehenden wurde er dort gedrängt und in den Fluss Tiber gestürzt. Nachdem der Krieg beendet worden war, wurde Konstantin mit größter Freude des Senats und des römischen Volkes in die Stadt aufgenommen. Ein Jahr später gab er den Christen und allen anderen die freie Möglichkeit der Religion zu folgen welcher jeder Einzelne von ihnen gewollt hatte.

 

Lektion 46

Galla Placidia- Eine Christin zwischen den Fronten

 

Galla Placidia, die Tochter des Kaisers Theodosius strebte schon als Jugendliche in höchstem Maße um den christlichen Glauben und sie folgte den Grundsätzen und Vorschriften der Religion von ganzem Herzen. Und durch das christliche Gesetz veranlasst zeigte sie Frömmigkeit und Pflichtgefühl. Als die Goten unter der Führung des Alagics die Stadt Rom erobert hatten wurde Galla Placidia von einem gewissen Athaulfus gefangen und weggeführt. Als dieser nach dem Tod Alaricus auf den Thron nachgefolgt war nahm er diese zur Frau. Nachdem Placidia aber durch die Ehe mit dem barbarischen König verbunden war, war sie dem römischen Staat von großem Nutzen, als ob die Römer sie den Goten durch ein göttliches Urteil als Geisel gegeben hätten. Athaulfus wünschte nämlich brennend nicht nur den römischen Namen auszulöschen und das ganze römische Reich zu gotischem Reich zu machen sondern auch selbst zu werden was einst Kaiser(Übersetzung für Caesar) Augustus gewesen war. Aber Galla Placidia eine überaus scharfsinnige und stark gläubige Frau versuchte Athaulfus von dieser Tat abzuhalten indem sie fast Folgendes sagte: Befiehl den Deinen auf einen Krieg zu verzichte. Lass nicht zu, dass das alte und heilige Rom untergeht. Es steht genügend fest, dass die Goten die Gesetze überhaupt nicht befolgen können. Doch ein Staat ohne Gesetze ist kein Saat. Weißt du etwa nicht, dass Friede und Eintracht sowohl den Römern als auch den Goten nutzen werden. Daher halte dieses Reich unbeschädigt und versöhne die Goten mit den Römern. Mit solchen Worten überredete Galla Placidia ihren Ehemann seinen Plan fallen zu lassen. Von da an bis zu seinem Tod suchte Athaulfus den Ruhm für sich darin den Namen Roms wiederherzustellen und noch zu vergrößern und er setzte alle Kräfte der Goten für die Erhaltung Roms ein. Nach seinem Tod gingen die Goten mit den Römern sogar ein Bündnis ein und sie gaben Galla Placidia die bei ihnen ehrenvoll behandelt worden war den Römern zurück. Diese stand viele Jahre nachdem sie Augusta genannt worden war in gerechter und frommer Weise an der Spitze Roms und des römischen Reiches.

 

Lektion 47

Freut euch des Lebens-Zeitlose Lieder

 

Ecce gratum

Schau! Der liebliche und ersehnte Frühling bringt die innere Freude zurück. Die veilchenfarbene Wiese blüht, die Sonne macht alles heiter. Sofort mögen Traurigkeiten vergehen! Der Sommer kehrt zurück, nun weicht die Strenge des Winters zurück. Schon wird der Hagel, der Schnee und das Übrige flüssig und schmilzt, der Frost flieht und schon saugt Mutter Erde an des Frühlings Brüsten. Jenem ist die Seele unglücklich, der weder lebt noch ausgelassen ist, unter der starken Hand des Sommers. Sie rühmen sich und freuen sich an der (Honig-)Süße des Glücks. diejenigen, welche es wagen, sobald sie in den Genuss der Belohnung des Gottes der Liebe kommen. Auf Gebot von Venus mögen/ sollen wir rühmend und uns freuend Paris ebenbürtig sein!

Gaudeamus igitur

Also lasst uns fröhlich sein, solange wir jung sind! Nach der heiteren Jugend, nach dem beschwer-lichen Alter wird uns die Erde haben.

Unser Leben ist kurz, es wird in Kürze beendet sein. Der Tod kommt schnell, er raubt uns trotzig; niemand wird verschont.

Ein Hoch auf alle leicht zu gewinnenden/ leichtlebigen (und) hübschen Jungfrauen/ Mädchen! Ein Hoch auch auf die zärtlichen, liebenswürdigen, guten, arbeitsamen (Ehe-)Frauen

 

Lektion 48

Der Heilige und der Drache

 

Eines Tages gelangte Georgius in die Stadt Silenam. In der Nähe war ein See der aussah wie ein Meer und in dem ein Drache verborgen war. Dieser verpestete die Luft mit seinem giftigen Atem jedes mal wenn er an die Mauer der Stadt herantratso, dass die meisten Bürger zu Grunde gingen. Täglich gaben die Bürger ihm zwei Schafe um sein Toben zu beschwichtigen. Als aber die Schafe schon beinahe ausgegangen waren fügten sie einem Schaf einen Menschen hinzu. Eines Tages aber ist die Tochter des Königs vom Los ergriffen worden. Darauf sagte der König: Nehmt das Silber, nehmt das Gold und die Hälfte meines Königreiches, aber lasst mir meine Tochter. Darauf das Volk: Du oh König willst nach dem Tod unserer Kinder deine Tochter retten. Wenn du bei deiner Tochter nicht erfüllst was du den Anderen befohlen hast, werden wir dich und dein Haus anzünden. Da sah der König das er seine Tochter nicht befreien konnte und er ließ sie nachdem er sie mit königlicher Kleidung ausgestattet hatte und sagte. Wäre ich doch vorher gestorben als das ich dich so verliere. So ging die Tochter zum See. Georgius sah sie weinen und fragte was sie habe, und jene antwortete: Guter junger Mann fliehe damit du nicht mit mir stirbst. Ich werde nicht von hier weggehen bevor du mir nicht gesagt hast was du hast. Als er dies alles gehört hatte sagte er: Fürchte dich nicht Tochter, ich werde dir im Namen Christi helfen. Während sie dies sprachen kam der Drache und hob sein Haupt aus dem See. Da stieg Georgius auf sein Pferd bewaffnete sich mit dem Kreuz und griff den Drachen kühn an und verwundete ihn schwer mit der Lanze, warf sich zu Boden und sprach zu dem Mädchen: Tochter wirf deinen Gürtel um den Hals des Drachen. Als sie dies getan hatte folgte er ihr wie ein zahmer Hund. Als sie ihn in die Stadt führte fingen die meisten Bürger an zu fliehen. Da sagte Georgius: Fürchtet euch nicht glaubt nur an Christi. Jeder einzelne von euch wird getauft werden, dann töte ich den Drachen. Nachdem alle getauft worden waren tötete Georgius den Drachen und schrieb vor, dass er auserhalb der Stadt getragen werde. Der König aber baute zu Ehren des Georgius eine Kirche wo eine Quelle floß welche die Kranken heilte. Georgius aber lehnte ab und befahl das sie den Armen gegeben werde.

 

Lektion 49

Die Klage des Friedens

 

Zuerst betrachte, was für ein Zustand der Frieden sein mag, wie beschaffen der Krieg, was jener an Gutem, was dieser an Schlechtem mit sich bringen mag; und so könntest du auch in die Erwägung hineingehen („in Betracht ziehen“), es möge etwa nützlich sein, Frieden in Krieg einzutauschen/ Frieden gegen Krieg zu tauschen! Wenn nämlich ein Königreich, das in jeder Hinsicht mit sehr be-trächtlichen Dingen glänzend ausgestattet ist, mit trefflich gegründeten Städte, geschickt bestellten Feldern, sehr guten Gesetzen, sittlich sehr ehrenhaften Grundsätzen und sehr tugendhaften Sitten eine geradezu bewundernswerte Sache ist, denke bei dir: Diese Glückseligkeit muss ich stören, wenn ich einen Krieg in Bewegung setze/ beginne. Auf der anderen Seite, wenn du irgendwann die Ruinen der Städte, die zerstörten Dörfer, die niedergebrannten Tempel, die verwüsteten Felder betrachtet hast, bedenke, dass dies die Frucht des Krieges ist! Wenn du Raub, Vergewaltigung, Mord an nahen Verwandten für schändlich hälst: Der Lehrmeister von all(en) diesen (Dingen) ist der Krieg. Wenn es aber dein Glück ist, Oberfehl über glückliche (Menschen) zu haben, musst du hauptsächlich Frieden pflegen. Denke dir den gerechtesten Grund für einen Krieg aus, denke dir den glücklichsten Ausgang aus, auch solltest du eine Berechnung anstellen über alle Nachteile, mit/ unter denen Krieg geführt wurde; und die Vorteile, welche ein Sieg bereitet, und überlege, ob es sich etwa gelohnt hat, zu siegen! Kaum jemals gelingt ein Sieg ohne Blutvergießen/ Verluste. Dazu addiere den Verlust von Moral/ Sitten und öffentlicher Ordnung! Du erschöpfst die Staatskasse, plünderst das Volk aus, belastetest die Guten, treibst die Nichtsnutze/ Schlechten zu einer Schandtat an. Nachdem der Krieg geschlagen worden ist, sind die Überbleibsel des Krieges aber nicht auch unverzüglich zur Ruhe gekommen. Die Künste verlieren an Ansehen, Handelsgeschäfte werden eingeschränkt. Schau, wie groß du die Sache betrieben haben wirst! Aber vielleicht scheint es dir weniger ein Zeichen von Großmut zu sein, wenn du irgendetwas an Ungerechtigkeiten vergelten würdest; nein, im Gegenteil, es gibt keinen sichereren Beweis für eine feige und sehr wenig königliche Gesinnung als sich zu rächen. Du solltest nicht glauben/ glaube nicht, dass deinem Ansehen etwas abgeht, wenn du mit dem angrenzenden/ benachbarten Führer verhandelst und von deinem Recht ein klein wenig abweichst.

 

Lektion 50

Entdeckung einer neuen Welt

 

Innerhalb von dreiundreißig Tagen nach der Abreise gelangte ich in das Indische Meer, wo ich sehr viele Inseln, die sehr häufig bewohnt worden waren, fand. Von all diesen (Inseln) nahm ich Besitz für unseren vom Glück sehr begünstigten König, wobei niemand widersprach. Um mir die Menschen leichter geneigt zu machen und damit sie zur Liebe gegenüber dem König, der Königin und sämtlichen Menschen in Spanien bereit waren und auch, damit sie sich bemühten, uns diese Dinge, welche sie selbst im Überfluss haben und an denen wir Mangel haben, zu übergeben, gab ich ihnen viele schöne und willkommene Dinge, welche ich mit mir gebracht/ „mitgebracht“ hatte. Sie sind freilich ängstlich und voller Furcht, aber sobald sie sich sicher glauben, sind sie sehr natürlich und gutgläubig und in allem, was sie haben, äußerst freizügig. Sie kennen keine Götzenverehrung; im Gegenteil, sie glauben, dass alles Gute im Himmel sei und dass ich von dort mit diesen Schiffen und Seeleuten herabgestiegen bin. Und in diesem Geiste wurde ich überall aufgenommen, nachdem die Angst vertrieben war. Und sie sind auch nicht träge oder unkultiviert, sondern von sehr hohem und sehr scharfem natürlichem Verstand. Sobald ich zu jenem Meer gelangt bin, habe von der ersten Insel einige Indios durch Gewalt an mich gerissen. Nach kurzer Zeit haben diese uns – und wir diese selbst – zuerst durch Gestik und durch Zeichen, darauf mit Worten verstanden; auf diese Weise waren sie uns von großem Nutzen. Obgleich sie sich lange mit/ unter uns aufhielten, glauben sie beständig, dass ich vom Himmel herabgestiegen wäre. Und sie waren die ersten, die dies, wo (immer) wir auch landeten, verkündeten, indem sie sagten: „Kommt, kommt und seht die Leute aus dem Himmel!“ Deshalb/ deswegen betrachteten uns die Frauen und Männer, die Jungen und Alten um die Wette mit sehr großer Liebe und auch mit unglaublichem Wohlwollen/ Zuneigung, wobei die einen Speisen, die anderen etwas zu trinken brachten. Die Menschen von all diesen Inseln unterscheiden sich in nichts untereinander im Aussehen, in Sitten (und) Sprache, was sehr nützlich für das ist, was, glaube ich, unserer Durchlaucht am Herzen liegt: natürlich die Bekehrung von ihnen zum heiligen christlichen Glauben, dem sie sehr zugänglich zu sein scheinen. Außerdem verspreche ich, dass ich unserem äußerst schwer zu besiegenden König so viel (an) Gold geben werde, wie er brauchen würde, soviel aber an Gewürzen, an Baumwolle, Gummi und an Aloeholz, wie seine Majestät würde eintreiben wollen.

 
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